Gestern Nacht…

Mal ein komplett anderer Beitrag… Wer mit auf Twitter, Facebook oder Google+ folgt, wird auch ungefähr oder genauer wissen, worum es geht. Gestern Nacht, bzw. eigentlich schon heute früh, denn es war 5 Uhr, wurde ich angegriffen und mir wurde mein Telefon geklaut. Und erst jetzt begreife ich, wie abhängig ich von dem Gerät bin, wie sehr ich mich dran gewöhnte – wie sehr ich es brauche.

Der Tathergang war kurz und schmerzlos. Ich verließ den Bahnhof, ging die Treppe hoch und da standen sie. Unterhielten sich. Beachteten mich nicht. Ich hatte mein Telefon in der Hand, wie immer eigentlich wenn ich allein unterwegs bin. Das bemerkten sie und sprachen mich an. Zu 100% kann ich mich nicht an alles genau erinnern, da ich Alkohol trank – was mir später zum Verhängnis wurde – ich konnte aber wohl noch twittern, das sie mich angriffen. Ich weiß, ich hab nen Knall…

Wie dem auch sei, mein Gedächtnis gibt es für mich so wieder, dass ich den Bahnhof verlief, sie mich festhielten, einer schlug zu griff mein Nexus 4 und rannte weg. Ab der Stelle habe ich einen Blackout, der wohl auf den Schock zurück zu führen ist – dieser endete in der S-Bahn. Ich wachte auf und hatte Schmerzen. In dem Moment keine Erinnerungen, sie kamen in den nächsten Minuten weitestgehend zurück.

Als ich begriff, was passierte, wollte ich twittern und dann Panik. In der rechten Hosentasche, wo es immer war, war es nicht. Ich griff in die Hosentasche und das einzige, was ich fand, war meine Smartphone-Tasche. Diese nahmen sie mir wohl nicht ab… Ich fasste überall hin, wo es sein könnte. Linke Tasche, gefühlt 20 weitere Male die rechte Tasche, Gesäßtaschen und meine Umhängetasche, die ich in der Bahn auskippte.

Es war weg. Ich schaute mich noch in der Bahn um, ob es vielleicht irgendwo lag. Nein.
Mir schnürte sich der Hals zu. Ich hasse das Gefühl, nicht erreichbar zu sein. Ich hasse das Gefühl, meine Gedanken für mich behalten zu müssen. Ich hasse das Gefühl, hilflos zu sein. Nervlich am Ende, ging ich nach Hause. Der Weg kam mir mindestens 4 mal so lang vor, wie sonst. Zuhause angekommen, durchsuchte ich nochmal all meine Sachen – kein Nexus 4…

Ich rief Vodafone an. Lies die Karte sperren. Die Frau am Telefon war sehr sehr nett und fürsorglich. Hat sich extreme Sorgen um mich gemacht. Mich etwas beruhigt. Etwas, was ich mir beim Telefonat danach auch gewünscht hätte. Ich rief die Polizei. Ich weiß, in dem Beruf kriegt man viel mit, da ist ein Raubüberfall nicht unbedingt das schlimmste. Aber so abgebrüht und kalt wie die Person am Telefon war, fühlte ich mich danach noch schlimmer als zuvor.

Die beiden Polizisten, die dann kamen waren recht freundlich. Stellten mir Fragen, die ich aufgrund der Erinnerungslücken nicht zu 100% beantworten konnte. Sie reagierten mit Verständnis. Ich sollte mich melden, wenn ich mehr weiß. Sie nahmen Personalien und Daten des Telefons inkl. IMEI-Nummer auf und gingen mit dem Hinweis, dass die Kripo mich in Kürze besuchen wird. Ich war fertig, wollte schlafen.

Eine schreckliche einsame halbe Stunde später klingelte es. Sie waren es. Zu dritt. Zwei Frauen und ein Mann. Die beiden Frauen wirkten sehr vertrauenserweckend, er leider etwas weniger. Aber ich schätze, das muss man in dem Beruf auch mal machen.

Ich erzählte meine Geschichte. Die Erinnerungen kamen bruchstückweise zurück. Daher widersprach ich mir in winzigen Details ab und an, bzw. korrigierte vorherige Aussagen. Wie vorhin erwähnt, das wurde mir zum Verhängnis. Die ersten beiden Polizisten ließen mich pusten. Mein erster Promille-Test überhaupt. 0,93‰ hatte ich. Kein Wunder also, dass ich einige Gedächtnislücken hatte.

Ich hätte am liebsten erst jetzt angerufen. Jetzt hab ich klare Gedanken. Jetzt kann ich mich ziemlich genau erinnern. Melden kann ich mich dort erst Montag wieder. Wie dem auch sei, sie würden mir wohl eh nicht glauben. Man stellte viele meiner Aussagen in Frage – glaubte mir nicht. Es gab kurz den Vorwurf, ich will die Versicherung betrügen. Welche fucking Versicherung? Ich hab keine, die das abdeckt. Und mir ist der materielle Schaden vollkommen Schnuppe.

Mir ist egal, dass ich mir ein neues Telefon kaufen muss. Wollte ich eh machen. Leider kann ich das erst am 03.05. da das gewünschte Gerät erst dann auf den Markt kommt. Mir wäre es auch egal, wenn sie in Timbuktu angerufen hätten und ich nun 200€ mehr am Ende des Monats zahlen müsste. Konnten sie allerdings eh nicht, hab einen Sperrcode drin, bzw. ein Sperrmuster. Ich bin mal so naiv und glaube, dass man das bei CyanogenMod nicht umgehen kann.

Es ist mir auch egal, ob ich das Gerät ohne Schäden zurück kriege. Das einzige, was mich wirklich interessiert, sind die Daten. Einiges wird automatisiert gebackupped. Zumindest verließ ich mich darauf. Beim durchsehen fiel auf, dass einige Backups schon älter sind. Schöne Scheiße. Aber selbst wenn, alles lies ich nicht backuppen. Nicht jeden Ordner. Der WhatsApp-Ordner. Er ist komplett weg. Alles.

Klingt vielleicht banal, aber mir sind Chatverläufe sehr wichtig. Ich lese sie gerne später nochmal durch. Schwelge in Erinnerungen oder suche Fehler, die ich gemacht haben könnte. Schlimmer sind aber die Fotos. Mit der Person, mit der ich am meisten schrieb, hatte die WhatsApp-Galerie über 450 Bilder. Alle weg. Keines davon automatisiert als Backup vorhanden. Ich habe noch ein älteres Backup von vor ziemlich genau einem Monat. Alles danach ist weg.

Klar. Selbst Schuld. Warum mache ich auch nicht ständig ein Backup? Ja genau, warum mache ich es nicht? Ich weiß es nicht mal. Beim nächsten Gerät wird sich das ändern, aber sowas von. Mir schnürt sich der Hals zu, wenn ich bedenke, was ich alles verloren habe. Da ist der materielle Verlust das geringste Problem, ehrlich. Wie gesagt, ich wollte mir eh ein neues kaufen, nur kann ich das Nexus 4 jetzt eben nicht mehr verkaufen. Also gut 300€ Verlust.

Dazu die Angst, dass die beiden vielleicht genug Ahnung haben, um den Bug in Android auszunutzen, der auch bei aktivierter Code- oder Muster-Sperre Zugriff per USB auf die Daten gestattet. Dass sie an die Daten kommen. Es war nicht viel, aber es waren Daten da drauf, die auf keinen Fall, in falsche Hände geraten dürfen. Und ich hoffe, sie schrotten das Gerät einfach, wenn sie es nicht knacken können.

Ich war leichtsinnig mit meinen Daten. Hab mir selbst zu sehr vertraut. Hab gedacht, ich brauche nicht täglich ein Backup machen. Ironischerweise, wollte ich dieses Wochenende eines machen.

Ich hatte mal eine App drauf, mit der ich im Verlustfall das Telefon orten kann, ziemlich genau sogar. Das saugte allerdings so viel Akku, dass ich es vor einigen Wochen wieder entfernte. Dumm von mir. So habe ich nur den Google Standortverlauf, welchen ich aktiviert habe und weiß ungefähr, wo die Täter um 5:30Uhr waren. Danach war das Telefon aus. ich schätze, sie kamen Zuhause an. Wenn ja, wohnen sie in Hellersdorf. Keine untypische Gegend für solche Kleingeister.

Ich weiß noch nicht, was für Schlüsse ich künftig daraus ziehen werde. Ich bin dezent verzweifelt. Das ist das erste Mal, dass ich überfallen wurde. Wie jeder, fühle auch ich mich danach hier nicht mehr sicher und nicht mehr wohl. Halten viele für übertrieben, ich kann es endlich verstehen. Mir ist es egal, ob sie die Deppen kriegen. Ich will mein Nexus 4 zurück, keinen Schadensersatz, kein Ersatzgerät, sondern genau dieses.

Keine Ahnung, ob sie es noch haben. Keine Ahnung, ob sie es vielleicht entsorgten, als der Akku leer war. Keine Ahnung, was sie denken. Ich hoffe ehrlich gesagt, dass jemand das Gerät gefunden hat, sieht, dass auf dem Lockscreen mein Name (Wishu Kaiser) steht und mich einfach googlet, um es mir zurück zu geben. An der Stelle würde ich einen Finderlohn von 100€ aussetzen. Wenn es allerdings aus ist, wird wohl keiner wissen, dass es meins ist. Ich hoffe, aber ich bezweifle es.

Und nun? Nunja, ich habe kein Smartphone mehr. Auch kein Ersatzgerät. Aber das könnte ich eh nicht bedienen, da meine SIM-Karte ja auch weg ist. Ich bin nun also von der Außenwelt abgeschnitten, werde die Tage wohl nicht mehr weg gehen.
Ich bin nur über Festnetz und allem im Internet erreichbar. Beides habe ich nur Zuhause. Aufgrund der extremen Unerträglichkeit für mich, nicht erreichbar zu sein, muss ich also alles weitere absagen.
Wer mich kontaktieren will: Twitter, Facebook und Google+ sind immer offen. WhatsApp fällt logischerweise jetzt weg.

Ich muss dann jetzt mal ein bisschen telefonieren. Vodafone fragen, wie es weiter geht und so.