Eine Woche mit dem Huawei Ascend P2 – Testbericht

Dieser Beitrag wurde vor mehr als 10 Jahren veröffentlicht. Daher kann es sein, dass sein Inhalt oder ein Teil davon nicht mehr aktuell ist.

Wer mich Pechmarie kennt weiß, dass ich vor kurzem in der Bahn einschlief und ein junger Mann dabei mein neues Nexus 4 entwendet hat. Glücklicherweise ließ er mir mein Nokia Lumia 720, sodass der Verlust lediglich ärgerlich war. Auf jeden Fall brauchte ich ein neues Gerät und da derzeit alles langweilig oder zu groß ist, wollte ich einfach mal was Neues probieren – Das Huawei Ascend P2.

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Nachdem ich das Gerät bei Amazon bestellen wollte und nach 4 Tagen nicht mal der Versuch gemacht wurde, es zu versenden (trotz Prime), bestellte ich letztendlich bei Notebooksbilliger.de – saubere Abwicklung und am nächsten Tag um 9 Uhr hatte ich es, obwohl ich nach 18 Uhr bestellte. Wie dem auch sei, seitdem begleitet mich das Huawei Ascend P2 und was ich darüber denke, könnt ihr hier nachlesen.

Kurz meine Smartphone-Geschichte. Ich fing an mit dem HTC Magic, dann kam das HTC Desire. Gefolgt vom Galaxy Nexus kam danach das Nexus 4. Ab hier alles soweit normal. Nebenbei testete ich noch das Nokia Lumia 920 und jetzt noch das Lumia 720, zu dem ich hier auch bald was schreibe. Ein drittes Nexus 4 kam nicht in Frage. Erstens weil es doch etwas veralteter ist und zweitens, weil der Akku einfach schrecklich ist. Daher das Huawei Ascend P2, denn dieses hat einen 2.420 mAh Akku und sollte somit ordentlich Saft haben.

Erster Eindruck und so

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Das Gerät kommt recht unspektakulär daher. Kleiner platzsparender Karton, ohne besondere Aufmachung. Beim auspacken begrüßt einen das Gerät direkt und macht einen guten Eindruck. Es liegt gut in der Hand und sieht gut aus. Es knarzt nichts und das Gerät wirkt auch an sich sonst gut verarbeitet. Der Kunststoff auf der Rückseite fässt sich gut an und es rutscht nichts aus der Hand, allerdings ist mir persönlich das Gerät für die Größe etwas zu leicht. Nett ist, dass bereits zu Beginn eine Displayschutzfolie vorhanden ist.

Das Gerät selbst

Das Huawei Ascend P2 ist ein Smartphone der oberen Mittelklasse. Zumindest wenn man von den Spezifikationen ausgeht. Ein 4,7″ Display mit 720p, ein 1,5GHz Quad Core Prozessor, 1GB RAM und 16GB sind Daten, die man so fast schon vom Nexus 4 kennt. Der Akku misst mit seinen 2.420 mAh eine Größe, die definitiv über dem Durchschnitt liegt. Das HTC One zum Beispiel kommt gerade mal mit 2.300 mAh daher und muss eine Full HD Auflösung ernähren. Apropos Auflösung, die Kamera löst mit 13MP auf und kann wie üblich Full HD Videos aufnehmen, schön ist der dedizierte Kamera-Button – in der Theorie.

Der Sound vom Ascend P2 ist ok, nicht hervorragend aber im Vergleich zum Nexus 4 schön laut und angenehm. Im Vergleich zum Lumia 720 wirkt es dann allerdings doch etwas blechern. Bei rund 380€ ist das allerdings verkraftbar. Etwas störend empfinde ich die MicroUSB-Buchse, die Huawei an der oberen Seite angebracht hat, das Kabel ist dadurch einfach immer irgendwie an der falschen Stelle. Nerviger sind eigentlich nur die Hardware-Buttons.

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Klar, man hat dadurch die vollen 4,7″ zur Verfügung, was durchaus schön ist, allerdings frage ich mich, welcher Steinzeitesel in die Leute von Huawei gefahren ist, dass sie den Menü-Button als dritte Schaltfläche nutzen. Mit Honeycomb wurde dieser schon ausgemerzt, Ice Cream Sandwich machte weiter und bei Jelly Bean war keine Spur mehr davon. An sich nutzte nur noch Samsung dieses Relikt aus alten Zeiten. Nö, Huawei nutzt es ist wirklich ab und an störend.

Dann starten wir das Ding mal
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Der erste Start. Bei jedem Gerät ein magischer Moment. Beim Huawei Ascend P2 wird dieser vom Boot-Sound gestört. Ich hasse es, wenn das Gerät bei Start einen Ton macht. Genauso wie ich morgens keinen Ton von mir gebe, wenn ich aus dem Bett aussteige, hat mein Smartphone das auch zu tun. Begrüßt wird man von der üblichen Einrichtung des Google Accounts und bla. Zu Beginn läuft alles etwas holprig und man hat die Hoffnung, dass es nur an der ersten Synchronisation liegt.

Vom ständigen Ruckeln abgelenkt hat allerdings das hervorragende Display. Ganz ehrlich, es ist toll. Die Farben sind satt, das schwarz für ein IPS-Display überraschend dunkel und die Schärfe ist … nunja, scharf! Viel mehr ist zum ersten Eindruck nach dem Start aber auch nicht zu sagen.

Die Software

Huawei hat – wie viele andere Hersteller – Android an seine eigenen Vorstellungen angepasst. Schrecklich ist hierbei der Launcher, der an den Homescreen vom iPhone erinnert. Es gibt keinen App-Drawer und somit liegen alle Icons chaotisch auf zig Homescreens verteilt. Die erste Amtshandlung war also den Nova Launcher zu installieren, damit ich nicht komplett durchdrehe. Sonst sind die Änderungen eher gering.

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In der Benachrichtigungsleiste hat man ein paar Einstellungsshortcuts, die offenbar kurz vor Release schnell noch rein gequetscht wurden, denn das Design passt so unglaublich schlecht in den Rest des Systems, dass man die Shortcuts sofort deaktivieren möchte. Das übliche »Lange drücken, damit man in die Einstellung kommt«-Ding, gibt es übrigens nicht. Wie gesagt, scheint ein 5-Minuten-Ding zu sein.

Ansonsten bietet Huawei viele Detail-Anpassungen die zum Großteil ok sind. Schön ist der Autostart-Manager, welcher sich in der Energieverwaltung findet. Hier kann man Facebook und Co den Autostart mit dem System verbieten, sodass das Gerät nicht nur schneller startet, sondern auch länger hält. Achja, Akku – es gibt 3 Modi, welche man einstellen kann. Einmal die Akkuschonfunktion – welche von Haus aus voreingestellt ist – dann ein ausgewogener Modus und eben einer, der plump »Leistung« heißt.

Da weiß man auch, wo die Ruckler herkommen, nicht wahr? Falsch. Die Akkuschonfunktion trägt zwar einen großen Teil zu den Performanceproblemem bei, aber auch wenn man auf Leistung geht, erinnert mich die Bedienung dann doch eher an mein HTC Desire, nachdem ich es bereits 1½ Jahre hatte. Apps starten langsam (Test bei Facebook brauchte eben 18 Sekunden), lassen sich nur langsam schließen und ruckeln beim scrollen, als würde ich einen 1GHz Single-Core Prozessor drin haben.

Ne, ganz ehrlich. Man könnte  tatsächlich davon ausgehen, dass man hier ein Unterklassegerät hat, welches in einem Mittelklassegehäuse mit hervorragendem Display steckt. Die Bedienung macht mir einfach keinen Spaß und ich hab nicht mal viele Apps installiert. Die meisten, die ich kenne installieren 50-80 Apps, ich bin gerade mal bei knapp 30 und das obwohl ich viele Standard-Androidfunktionen mit Apps nachgerüstet habe.

Dinge die man auch bemerken sollte, Huawei hat in der Energieverwaltung noch eine Einstellung, in der man Stromfressende Apps festlegen kann. Wobei das nicht ganz stimmt, denn man muss gezielt diese Apps freigeben. Jede einzelne App ist voreingestellt als »böse« und Huawei hat sich was tolles ausgedacht, um Akku zu sparen. Man killt einfach jede einzelne App, aus dieser Liste, wenn das Display deaktiviert wird. WhatsApp-Benachrichtigungen? Ha! Gibt es nicht. Twitter-Updates? Nicht mal im Traum. Lediglich SMS und Telefon sind auch dann noch aktiv.

Klar, man kann diese wunderschöne Funktion (die ja an sich wirklich toll ist) konfigurieren und sagen, dass man WhatsApp und Co dennoch behalten will, aber wer sein Smartphone Out of the Box nutzt und keine Lust hat – oder auch keine Ahnung – die ganzen Einstellungen zu durchforsten, der schaut auf ein stilles Telefon. Es wirkt wie ein Fehler, der eigentlich nur eine gut gemeinte Funktion ist, um den Akku zu schonen.

Der Akku

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Eine der Hauptgründe für den Kauf. Der vergleichsweise riesige 2.420 mAh Akku. Ich nutze mein Smartphone sehr viel und beim Nexus 4 hatte ich meist nach 13-16 Stunden Panik ein Ladekabel zu suchen. 3-4 Stunden Displayzeit waren drin und das reicht mir ehrlich gesagt nicht. Das Nexus 4 hat übrigens nur 2.100 mAh bei ähnlichen Spezifikationen des Geräts. Und das Ascend P2? Ich fühle mich ziemlich verarscht.

Man könnte meinen, das Huawei Ascend P2 wird von einem 3-beinigen Hamster in einem in Uganda gefertigten Laufrad angetrieben. Nicht nur bei der Leistung kommt dieser Vergleich hin, auch der Akku macht nach 10-13 Stunden schlapp. Das beste, was ich schaffte, waren 10 Stunden bei rund 3 Stunden Displayzeit. Was Huawei da falsch gemacht hat, ist mir echt ein Rätsel. Selbst das HTC One, was wesentlich mehr Leistung aufbringen muss, hält länger. Hier hat mich Huawei neben der Leistung tatsächlich am meisten enttäuscht.

Die Kamera

Na wenigstens bei der Kamera haben wir mit 13 Megapixeln einen Wert, bei dem man nicht viel falsch machen kann. Joa, vorausgesetzt, es ist genug Licht da. Ich weiß nicht, ob ich zu verwöhnt vom Lumia 720 bin, aber das Ascend P2 hat ohne sehr viel Umgebungslicht wirkliche Probleme. Dafür überstrahlt der Blitz allerdings nicht so stark, wie bei anderen Geräten. Das Problem aber, sobald es dunkler wird, zieht die Kamera sehr stark nach, was sich auch bei leichten Bewegungen bemerkbar macht.

Der dedizierte Kamera-Button hilft hier leider nur bedingt, denn der Druckpunkt ist verbesserungswürdig und mir verwackelte quasi jedes Bild, welches ich mit ihm bei nicht perfektem Licht machte. Schade ist auch, dass man die Kamera durch diesen Button nicht direkt aus dem Lockscreen starten kann. Vom Lumia 720 war ich das mittlerweile stark gewöhnt.

Bei gutem Licht ist die Kamera aber ganz ok. Sie kann teilweise mit dem Lumia 720 mithalten, manchmal sogar etwas besser rüber kommen. Lediglich wenn der Himmel zu hell ist, macht das Gerät gerne mal einen weißen, überstrahlten Bereich daraus. Das einzige Problem ist der Autofokus. Manchmal wird dieser einfach nicht aktiv, gerade wenn externe Apps wie Instagram drauf zugreifen oder er fokussiert knapp vor perfekt. Ich würde drauf tippen, dass 3 von 10 Fotos dadurch nichts werden, das sollte sich mit einem Update aber beheben lassen – sofern das Ascend P2 jemals eines bekommen sollte.
Ich kann es nur hoffen, da die Kamera gerne mal abgeschmiert ist, beim Fotos machen.

Hier mal ein paar unbearbeitete Bilder. Viel verwertbares ist in meinen Augen leider nicht dabei.

Fazit

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Das Fazit kann man sich schon fast sparen, denn es ist alles gesagt. Das Gerät sieht toll aus, hat einen schönen Sound und ein ausgezeichnetes Display. Dagegen lässt sich nichts sagen. Es liegt gut in der Hand und macht allgemein einen guten Eindruck. Allerdings kann ich das Gerät persönlich derzeit nicht empfehlen. Der schwache Akku ist nur ein Problem, die sehr schlechte Leistung und die mittelmäßige Kamera kommen dazu. Die meisten Probleme schiebe ich persönlich auf die Software. Huawei scheint das Ascend P2 einfach nur so schnell dazwischen gequetscht zu haben, um irgendwas raus zu bringen.

Anders kann ich mir das lieblose Gerät nicht vorstellen. Die Hardware ist toll, die Software ein einziger Reinfall. Läuft alles mehr wie die Alpha-Version von irgendeiner Custom-ROM. Achja, zu dem Thema: Es gibt nichts. Also wirklich kein gar nichts. Kein root, keine ROMs, keine Community. Also kann man sich in diesem Bereich leider auch nicht selbst aushelfen.

Für mich war das Ascend P2 verschwendete Zeit und sehr viel Ärger. Apps reagierten nicht, schlossen sich einfach oder das Gerät hängt sich mal eben für ein paar Sekunden auf, sodass nichts mehr geht. Sollte das Ascend P2 jemals ein Update bekommen – denn hierzu gibt es genau gar keine Infos – könnte man sich das Gerät nochmal ansehen, denn die Hardware für diesen Preis ist wirklich gut.

Ich hab mir jetzt gestern ein Sony Xperia SP bestellt, welches ich vollkommen aus den Augen verloren hatte, wegen seines verzögerten Starts. Es macht einen guten Eindruck, wenngleich ich hier gerne das Display vom Ascend P2 drin hätte, denn das ist etwas schwach. Mehr dazu lest ihr aber hier in den kommenden Tagen/Wochen. Vorher kommt aber noch der Test zum Lumia 720.

Huawei Ascend P2 bei Amazon

5 Kommentare

  1. Sehr schön beschrieben und die hübschen Fotos dazu. Klasse! Wo ich laut lachen musste, der Vergleich mit dem 3-beinigen Hamster. :D Schade ist bloß, dass zu viele Qualitätsmängel beim Handy sind. Für mich wäre das eh zu teuer, obwohl es ja wieder günstiger ist, als das HTC One und das HTC Desire. Aber dafür haben wieder die HTCs-Handys bessere Qualität. Aber so von der Optik her sieht das Huawei Handy schon mal wirklich toll aus. Süß ist auch, wie du das Handy mit der kleinen grünen Figur zusammen fotografiert hast.

  2. Keine Community? Einspruch! Es gibt auf http://myhuawei.net eine kleine, aber feine deutsche Szene mit gutem Umgang untereinander. ;)
    Ich habe noch ein Y201 hier,und es ist genau umgekehrt: Akku und Software (Vanilla-Android) hui, Verarbeitung angemessen, Kamera pfui (für den Preis aber auch total ok). :D

  3. Kann Dir in den meisten Punkten nicht widersprechen. Auch ein Lächeln hat Dein Test mir ins Gesicht gezaubert. Ich hatte das Ascend auch ein paar Tage. Habe es dann zurückgeschickt. Im Vergleich zum HTC One ist es günstig. Doch es ist zu teuer bzw. der Aufpreis zum HTC One zu gering, als dass man es sich auf Dauer antun sollte …

  4. Ich weiß ja nicht welches Smartphone du getestet hast, aber das Ascend P2 läuft super, macht schöne Fotos und bei mir sind noch keinen der von dir genannten Fehler aufgetreten. Hatte schon fast 40 Smartphones die letzten zwei Jahre getestet, von samsung Galaxy s3 und note2 bis zu Sony xperia z und iPhone5, da kann das P2 kameratechnisch locker mithalten. Wobei ich dir rechtgeben kann ist, dass es auf den homescreens wirklich manchmal ruckelig ist. Alles andere läuft aber komischerweise superflüssig.

  5. Sehr guter Artikel, sowas liest man sehr gerne!

    Würde mich über eine weiter Einschätzung zur Zukunft von Huawei freuen!

    LG