Wird Google zur Bedrohung? – Google macht den Menschen Angst

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Ich nutze Google Produkte sehr gerne. Sie funktionieren, sie sind schnell und ich habe fast überall drauf Zugriff. Ich nutze sogar sehr viele Google-Produkte und in den meisten Fällen ziehe ich zu Google um, wenn sie einen neuen Dienst haben, den ich vorher woanders nutzte. Ich weiß, dass Google umfassend Daten über mich sammelt und das stört mich weniger, doch vielen Menschen macht es zunehmen mehr Angst, denn es wird ubiquitär.

google

Ich habe heute mit einem Kollegen darüber geredet, dass es ihn langsam etwas beunruhigt, was Google macht. Er sprach die Geschichte mit Google Chrome für Android an, welcher jetzt standardmäßig zum Traffic sparen die Seite über die eigenen Server routet. Ist natürlich wie alles abschaltbar und wenn man Chrome nutzt, weiß Google eh was man ansurft. Dennoch beunruhigte es ihn.

Google ist in Deutschland bekannt als Datenkrake. Sehr deutlich hat man das schlechte Image damals bei StreetView gesehen. Viele Menschen sind in Panik ausgebrochen und wollten das nicht. In erster Linie ist es die Berichterstattung der Medien gewesen die grundsätzlich falsch war. Heute reicht das Wort Google bei vielen schon aus, um sich Sorgen um seine Daten zu machen und in letzter Zeit wird das tatsächlich immer verständlicher.

Wer News um Google ein wenig verfolgt, der wird mitbekommen haben, dass Google vom Kerngeschäft – der Suche – immer weiter und weiter weg geht. Man erschließt immer neue Bereiche, die natürlich auch damit verbunden sind, Daten zu sammeln. Doch langsam geht es nicht mehr nur darum, dass Google weiß, wann ich was im Netz gemacht habe, langsam geht es auch darum, wann ich was mit wem wo gemacht habe, wie es mir dabei ging und warum ich es tat.

Autos

Google arbeitet seit geraumer Zeit an selbstfahrenden Autos. So kann Google uns nicht nur navigieren, sondern auch vollautomatisch dahin fahren, wo wir hin wollen. Automatiken sind für Menschen allgemein immer so eine Sache, denn schließlich kann man nicht bestimmen, was sie tun. Dass man hier immer eingreifen kann, ist nur ein schwacher Trost, der von den Medien häufig gar nicht oder nur im Nebensatz erwähnt wird.

Roboter

Boston Dynamics Big Dog

In den letzten Monaten kaufte Google still und leise mehrere Firmen, die sich auf Roboter spezialisiert haben. Erst beim Kauf von Boston Dynamics fiel es dann aber wirklich auf. Was Google damit vor hat? Das wissen wir nicht und das ist für viele ein Problem. Sie haben nun also mitunter die besten Firmen für Robotertechnik und keine Sau hat auch nur im Ansatz eine Ahnung, was sie damit planen. Haushaltsroboter? Cyborg-Implantate? Militärtechnik? Killerroboter, die die Konkurrenz auslöschen sollen? Man weiß es nicht.

Google@Home

Der nächste Schritt ist unser Zuhause. Google weiß bereits, was wir suchen, was wir mögen und wann wir es uns ansehen. Dank Android weiß Google auch wo wir das machen und sollte bei aktiven Nutzern sogar recht genau die Zeit, wann wir schlafen, festlegen können. Nun will Google aber auch zu uns nach Hause. Mit dem Kauf der SmartHome-Firma Nest, hat Google für viel Aufsehen gesorgt. Mein erster Gedanke war »Geil! Bezahlbares SmartHome-Geshizzle!«, von anderen hörte ich hauptsächlich »Das macht mir Angst«. Auch hier fehlt jegliche Erklärung seitens Google.

Derzeit hat Nest noch keine Produkte, die wirklich kritisch sind. Ein Rauchmelder und ein Thermostat, sind im Portfolio und mir persönlich ist es ziemlich egal, ob Google weiß, dass ich in meiner Wohnung gerne eine Temperatur zwischen 15 und 20°C habe. Allerdings ist dieses Thermostat eben auch automatisch. Es weiß, wann man weg ist, wann man schläft, wann man wach ist etc etc. In dem Video wird mehrfach erwähnt, dass es bei allem was ich damit tue, lernt was ich will – »It never stops lerning«. An sich eine gute Sache, will man doch genau das vom SmartHome, in Verbindung mit Google klingt das für viele hingegen wieder gruselig.

Google am Körper

Google Glass

Dass wir unser Smartphone immer mit dabei haben, ist schon vollkommen normal geworden, doch wie sieht es mit anderen Dingen aus? Google Glass sorgt auch für viel Unruhe, ist doch schließlich eine Kamera in der Brille. Dass man mit einer 20€ Knopfkamera, weit effizienter heimlich filmen kann, ist hier vielen egal, denn das sieht man nicht – es ist nicht erwähnenswert. Und das macht Google Glass für viele so gruselig. Man hat das Gefühl eine Kamera ist permanent auf einen gerichtet. Unabhängig davon, ob sie läuft oder nicht.

Was man nicht sieht, ist keine Bedrohung und damit nicht erwähnenswert.

Allerdings geht Google hier noch einen Schritt weiter. Erst heute ist eine Kontaktlinse groß in den Medien. Eine Kontaktlinse für Diabetiker – von Google. Sie misst permanent den Blutzuckerspiegel eines Menschen und ehrlich? Ich finde das großartig. Etwas was man nicht sieht, was man nicht merkt, was nicht stört, überwacht permanent den Gesundheitszustand eines kranken Menschen. Warum es unbedingt eine Kontaktlinse sein muss, ist mir ein Rätsel, aber hey, es ist praktisch. Dennoch macht es den Menschen Angst – irgendwie verständlich.

Google Kontaktlinse

Zu viel auf einmal

Google macht derzeit einfach zu viel. Sie wachsen zu schnell und man macht sich Gedanken, was sie im Hintergrund noch aushecken. Google will plötzlich überall sein und klopft nicht dezent an die Tür, sondern rammt sie ein und brüllt laut »Hier bin ich!«. Google erklärt zu wenig und macht zu viel auf einmal.

Bis vor Kurzem habe ich selbst nicht verstanden, was alle Welt an Google immer so gruselig findet, aber langsam verstehe ich es. Ich bin weiterhin enthusiastisch bei den ganzen Neuerungen, denn das ist all das, wovon ich die ganze Zeit rede  – All das, was ich die ganze Zeit will. Und das auch noch unter einem Dach, also miteinander kompatibel. Aber das heißt halt auch wieder, dass Google noch mehr Daten über mich hat. Gerade in Zeiten, wo viele wegen der NSA »überrascht« sind, hat das Ganze einen ziemlich unangenehmen Nachgeschmack.

Google will plötzlich überall sein und klopft nicht dezent an die Tür, sondern rammt sie ein und brüllt laut »Hier bin ich!«.

Wir werden Google ganz sicher nicht umstimmen können, dass sie auf einmal damit aufhören. Google wird weiter machen und Google wird erfolgreich sein. Allerdings sollte Google sich mal wieder das alte Motto »Dont’ be evil« (Sei nicht böse) auf die Flaggen schreiben, denn das fehlte in letzter Zeit ziemlich, ist heute aber wichtiger denn je. Denn Google macht den Menschen Angst und man macht das nicht besser, indem man einfach alles aufkauft, was mit Automatisierung zu tun hat, ganz im Gegenteil.

Was denkt ihr? Macht Google euch auch langsam Angst oder seht ihr das Alles gelassen? Freut ihr euch auf den ganzen Technikkram, den Google uns in den kommenden Jahren auf den Markt werfen wird, um unser Leben zu vereinfachen oder seht ihr das nach wie vor Alles als Datensammelwut? Wenn letzteres, wovor habt ihr eigentlich konkret Angst, wenn Google weiß, was ihr wann wo mit wem tut?

3 Kommentare

  1. Ich würde mich darauf freuen. Bin auf smartphone Basis schon lange nexianer. Finde es schön, viele Dienste (Mail, Kalender, Kontakte,…) unter einem Hut zu haben. Kann gerne noch mehr werden. Das sie dann auch mehr von mir wissen. Dann wissen sie halt, wo ich wann bin. Na und? Juckt mich hier nicht… Bei Facebook schaut’s anders aus, da binnich vorsichtig. Müssen nicht 300 Personen wissen, dass ich später ins Kino gehen. Bei google weiß es nur google.

  2. Ich bin ja auch bekennender Google-Fan. Google Kalender, Google now, Google Drive, … nur mit Google+ mag ich mich gerade nicht auseinandersetzen.
    Ich sag‘ immer, lieber sehe ich Werbung, die auf mich zugeschnitten ist, als Werbung die mich null interessiert.
    Ich find’s nicht schlimm, wenn sie das alles über mich wissen. Ich bin ein kleines Licht … wie wollen sie mir schaden? Momentan ziehe ich den Nutzen.