Die neuen Wege für den Windows Store – Android- und iOS Apps und mehr

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Ich will ja nicht sagen, ich hatte Recht, aber: Ich hatte Recht. Die ganze Panik um Android-Apps auf Windows Phones war übertrieben und wie ich in meinem letzten Beitrag zu dem Thema schrieb, wird man nicht direkt APKs ausführen können, sondern kann Android-Apps zu Windows (Phone) Apps umwandeln. Doch nicht nur das, Microsoft präsentierte insgesamt 4 neue Wege, um Apps in den Windows Store zu bekommen – Neben der nativen Entwicklung für Windows und Windows Phone.

4 neue Wege für den Windows Store

Weg 1: Das Web

WebApp für Windows 10

Der einfachste Weg eine App in den Windows Store zu kriegen ist einfach eine Website zu nehmen. Microsoft präsentierte das auf der Bühne mit einer Website einer Band, welche sie zuerst in Microsoft Edge aufriefen und danach in einer App. Es war die gleiche Nutzererfahrung mit einigen Vorteilen. So konnte diese App zum Beispiel Benachrichtigungen senden und man konnte direkt aus der App heraus per InApp-Kauf das Album der Band erwerben. Dazu muss die Website nur geringfügig angepasst werden, indem man per JavaScript auf einige Windows APIs zugreifen kann. Der Nachteil? Diese Apps laufen (soweit ich das verstanden habe) ausschließlich, wenn man online ist. Der Vorteil ist allerdings, man muss diese Apps nicht updaten. Ändert sich die Website, ändert sich auch die App. Das kann allerdings aus Sicherheitsgründen unter Umständen auch ein Nachteil sein.

Weg 2: Win32 und .NET

Photoshop Elements im Windows Store

Die meisten Anwendungen, die wir am PC nutzen, sind Win32- oder .NET-Anwendungen. Wer öfter mal etwas auf Windows XP oder Windows Vista installiert hat, wird oftmals darauf gestoßen sein, dass das .NET-Framework aktualisiert werden muss (Heute passiert das automatisch). .NET ist vereinfacht gesagt eine API-Sammlung von Microsoft, um die Entwicklung bestimmter Anwendungen zu vereinfachen. Win32-Anwendungen sind die Programme, die nativ laufen. Etwa wie Google Chrome, Photoshop und Co.

Und hier zeigte man auch ein Beispiel. Photoshop Elements im Windows Store. Eine Win32-Anwendung, die man dennoch über den Windows Store laden kann. Es wirkte deutlich schneller, für Nutzer ist es einfacher Anwendungen zu finden und eine kleine nette Änderung gibt es auch noch. Abgesehen davon, dass es so schien, dass die Anwendung deutlich schneller startet, als das native Photoshop Elements, läuft das Programm in einer Sandbox. Das heißt, Schadcode kann nicht aus der Anwendung in das System gelangen, so wie es bei normalen Win32-Anwendungen der Fall ist. Das bringt einen enormen Sicherheitszuwachs bei Windows 10 – sofern es denn genutzt wird.

Dazu wird sowohl die Installation, als auch Deinstallation dieser Programme deutlich einfacher. Man muss sich nicht durch Klickstrecken durchprügeln, was bei Windows schon länger ein Kritikpunkt war. Dazu werden nach der Installationen keine Spuren mehr hinterlassen. Man hat einfach keine Reste des Programms mehr auf dem System, was sonst das System unter Umständen auf Dauer langsamer machen könnte. Außerdem kommen dann keine Toolbars und Co mehr mit einer Installation mit, was natürlich dem Nutzer zu Gute kommt.

Weg 3: Android-Apps (Java und C++)

Android App auf einem Windows Phone

Der kritischste Weg. In meinem Beitrag zu dem Thema hab ich die möglichen Szenarien genannt. Und nun ist es soweit. Entwickler können mit Java oder C++ ihre Apps programmieren, so wie sie das bereits für Android tun. Dieser Code kann für Microsofts Windows 10 angepasst werden. Hier läuft im Hintergrund eine Android Runtime (kein wirklicher Emulator), die den Code für Windows Phone ausführt. Das lief auf der Bühne extrem flüssig und gut. Leider sah die App natürlich noch immer so aus, als würde man ein Android Smartphone nutzen. Wir können uns also darauf gefasst machen, dass wir künftig viele Apps Android-Design begrüßen können.

Aber dasselbe Problem hatte damals Android selbst. Hier sah jede zweite App (Wenn nicht noch mehr) aus, als wäre sie 1zu1 von iOS kopiert worden. Mit dem Unterschied, dass die Performance die Hölle war. Das hat sich über die Jahre gebessert, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass solche Apps nie so gut bewertet wurden, wie native Apps. Wir werden sehen, wo das hinführt. Apps wie Snapchat und Pebble werden wir vermutlich nicht so schnell sehen, da die CEOs der jeweiligen Firmen einfach extrem etwas gegen Microsoft haben, aber die Twitter-App von Android könnten wir vielleicht schon bald auf Windows Phone sehen.

Microsoft nennt das Ganze übrigens Project Astoria.

Weg 4: iOS-Apps (Objective C)

iPad App auf Windows

Die große Überraschung war etwas, was im Hintergrund schon sehr lange funktioniert. Das umwandeln von iOS-Apps zu Windows Phone Apps. Laut The Verge war das eigentlich der ursprüngliche Plan. Lediglich App-Portierungen von iOS aus zu unterstützen. Später entschied man sich, das auch für Android anzubieten, da es iOS bis heute nicht in jedem Land gibt. Gute Wahl würde ich sagen. Und ich behaupte mal, dass einige von euch bereits eine iOS-App auf Windows Phone genutzt haben, ohne es zu merken. Denn Candy Crush Saga ist das Paradebeispiel dafür. Diese App wurde mit extrem wenigen Anpassungen einfach von iOS auf Windows Phone portiert. Gerade bei Spielen sind Designanpassungen an das jeweilige System extrem unwichtig und für das Spieleangebot von Windows Phone kann das nur Gutes heißen.

Auf der Bühne sah man zum Beispiel wie im laufenden Betrieb ein iPad-Spiel auf Windows portiert wurde und man dieses dann am Rechner spielen konnte. Wenngleich die Mathe-Kenntnisse des Sprechers zu wünschen übrig ließen ;) Wie dem auch sei, das Ganze lief flüssig und auch direkt mit Maus und Tastatur. Recht beeindruckend.

Microsoft nennt das Ganze übrigens Project Islandwood.

Kritik von Windows App-Entwicklern

Allerdings stößt das Ganze nicht nur auf Gegenliebe. Verständlich, denn so werden viele Windows Phone Entwickler vermeintlich überflüssig. Betrachten wir das ganze realistisch, dann halte ich das für Unsinn. Damals, als Apps auf einmal von iOS auf Android portiert werden konnten, haben die Android-Entwickler genauso rumgeschrien, dass diese dadurch unbrauchbar werden, doch heute wissen wir, dass es mehr Android-Entwickler gibt, als iOS-Entwickler. Zu Beginn sehen wir also sicherlich einen Rückgang in Jobausschreibungen für Windows Phone Entwickler, da die ganzen Sparfüchse unter den CEOs natürlich einfach portieren wollen, auf lange Sicht wird sich das aber einpendeln.

Warum? Weil Microsoft einfach die besseren Entwicklertools hat und native Apps IMMER besser sind. Zudem muss ja auch noch irgendwer die Anpassungen der Apps machen, wenn diese doch nicht nativ entwickelt werden, sondern portiert werden. Hier würde ich mich derzeit also nicht so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, jeder Windows (Phone) App-Entwickler ist jetzt überflüssig. Man muss sich unter Umständen nur mehr ins Zeug legen. Doch das ist in meinen Augen etwas Gutes.

Und jetzt?

Jetzt heißt es abwarten. Blackberry und Sailfish OS können Android-Apps nativ laufen lassen, dennoch nutzt es realistisch gesehen niemand. Warum sollte es also bei Windows Phone erfolgreicher werden, wenn die Entwickler trotzdem noch ran müssen? Wir werden es sehen. Ich rechne damit, dass einige Firmen jetzt die Apps portieren werden und wir spätestens mit Windows 10 einen deutlichen Zuwachs an Qualität und Menge der Apps sehen werden. Die Frage ist nur, ob sich das halten wird. Dazu kann man allerdings frühestens in einem Jahr, zur //build/ 2016 etwas sagen. Davor sind alles Spekulationen und voreilige Schlüsse.

Bildquelle verge Liveticker

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