Der PC-Markt ist noch nicht tot

Dieser Beitrag wurde vor mehr als 8 Jahren veröffentlicht. Daher kann es sein, dass sein Inhalt oder ein Teil davon nicht mehr aktuell ist.

In Kürze startet eine »Wiederbelebungskampagne« für den PC-Markt. Intel, Microsoft und 3 große Hersteller schließen sich zusammen, um mehr zu verkaufen. In anderen Bereichen ist sowas was ganz normales, im Technikbereich drehen wieder mal alle durch und reden vom Tod des PC-Markts. Der PC-Markt ist am Ende. Niemand braucht mehr PCs. Jeder will ein Tablet, Smartphones regieren die Welt. Das lesen wir seit Jahren ständig auf fast allen News-Seiten, Blogs und auch die ach so tollen Experten-Freunde die alles über PCs wissen, predigen einem das immer wieder.

Surface Book

Dass das Unsinn ist, wissen wir eigentlich alle, nur scheint kaum jemand daran zu denken. Der PC-Markt hat nicht damit zu kämpfen, dass keiner mehr PCs nutzen will, sondern er hat damit zu kämpfen, dass bereits jeder einen nutzt.

Wer in den 90ern groß geworden ist, hat einen schwachbrüstigen PC bekommen, der bestenfalls für Word und Paint ausreichte und auf dem man vielleicht einige pixelige Spiele spielen konnte. Vielleicht hatte man eine Soundkarte. Und damit war man, je nachdem wie weit das Jahrzehnt fortgeschritten war, schon ziemlich cool. Mein erster Rechner hatte einen 233MHz Prozessor, 256 MB RAM. Mit unserer 4GB Festplatte waren wir extrem gut dran, niemand den ich kannte, hatte mehr. Wobei sowieso kaum jemand den ich kannte, einen Rechner hatte. Auf jeden Fall entwickelte sich in der Zeit alles schnell. Man kaufte sich des Öfteren mal neue Teile oder einen komplett neuen Rechner, weil der alte eben nicht mehr richtig lief.

Ein kleiner Zeitsprung. 2006 zog ich nach Berlin. In der Zwischenzeit hatte ich viele Rechner, hab oft aufgerüstet. Mein Rechner bis dahin? 1GB DDR-RAM (Nicht DDR2 oder 3), 1GHz Single Core Prozessor, 40GB Festplatte. Definitiv kein starker Rechner mehr, aber er ging irgendwie. 2007 kaufte ich mir einen neuen Rechner. 2009 nochmal. 2010 kam ein Notebook dazu. Ich erinnere mich noch, wie ich mir 2006 für 80€ eine 80GB Festplatte kaufte. Wenige Jahre später waren es dann 2TB für etwas über 100€. Die Technik entwickelte sich enorm. Doch es wurde irgendwie langsamer.

2TB Platten sind immer noch eher das was man als High End im Festplatten-Segment bezeichnet. Kaum einer holt sich was Größeres. Seit dem Ende des ersten Jahrzehnts der 2000er fertigt Intel seine Prozessoren der Core-i Reihe. Jetzt sind wir in der 6. Generation und zumindest bei den GHz-Zahlen hat sich nicht mehr viel getan. 4GB RAM hat heute fast jeder Rechner, viele auch 8GB. Die Grafikkarten reichen meist auch 5 Jahre, wenn man nicht immer das neueste auf höchsten Einstellungen spielen will. Viele greifen mittlerweile aber eh zur Konsole.

Kaufst du dir heute einen Rechner für 500€, kannst du dir sicher sein, dass du 5 Jahre lang das machen kannst, was du am ersten Tag damit gemacht hast. Kaufst du dir ein Notebook für 500€ reicht es locker 3-4 Jahre. Legst du mehr hin, reicht es entsprechend länger. 2009 zahlte ich 500€ für einen Rechner. Ende 2014 zahlte ich 400€ um die veralteten Teile aufzurüsten. Und ich bezweifle, dass ich da die nächsten 5 Jahre nochmal ran muss, wenn man davon absieht, dass ich mir vielleicht mal eine neue Grafikkarte gönne, wobei sie allerdings für alles gut läuft, was ich noch am Rechner spiele. Eine 512GB SSD gönnte ich mir letzten Monat zum Geburtstag.

Die alte SSD kam in mein Notebook, welches ich 2013 kaufte. Die Festplatte war lahm, der Rest schnell. Jetzt ist das Notebook extrem schnell und meine bessere Hälfte freut sich. Früher hätte man sich ein neues Notebook gekauft. Früher. Als alles sich so schnell entwickelte. Als Hardware nach einem Jahr stark veraltet war. Als wir dazu gezwungen waren aufzurüsten, weil Spiele nicht mehr liefen, Programme elendig langsam wurden.

Währenddessen kamen Smartphones auf den Markt. Wer in den 90ern aufgewachsen ist, erlebt ein Déjà-vu. Mein erstes Smartphone (Das HTC Magic) hatte 528 MHz und 192MB RAM. Mehr Prozessorleistung als mein erster Rechner nur etwas mehr als 10 Jahre zuvor. Nur ein Jahr später hatte ich den Nachfolger. Das HTC Desire. 1GHz und 512MB RAM. Was ein Biest. Stärker als mein zweiter Rechner. 18 Monate später folgte das Samsung Galaxy Nexus. 1GB RAM und einen 1,2 GHz Dual Core Prozessor. Von da an kaufte ich mir etwa einmal im Jahr ein Smartphone. Warum? Weil es langsam wurde.

Während iPhone-Nutzer ihr Gerät gut und gerne 2-3 Jahre nutzen konnten, hatte man bei Android meist nach unter einem Jahr schon Probleme. Heute laufen noch Menschen mit dem iPhone 4s aus 2011 rum und auch Android-Smartphones halten gut und gerne 2-3 Jahre. Aber das fällt kaum auf, denn es hat noch nicht jeder ein Smartphone. Der Markt ist nicht gesättigt, es ist noch Platz. Vielleicht noch für 1-2 Jahre. Dann wird man irgendeinem neuen Gadget die Schuld daran geben, dass sich Smartphones nicht mehr verkaufen. Vermutlich Smartwatches oder irgendein anderer Kram.

So wie Tablets ja der Tod von Notebooks waren. Jetzt sind auch Tablets rückläufig. Warum? Ok, hier kann man wirklich meinen, die Dinger interessieren einfach keine Sau, aber in erster Linie haben die Leute jetzt alle ein Tablet. Nicht zuletzt, weil Samsung seine Galaxy Tabs zu jeder Packung Milch gratis zu gibt und Leute dafür bezahlt, dass sie beim Einkauf ein Tablet mitnehmen. Und da auch Tablets mittlerweile nicht mehr jährlich ausgetauscht werden müssen, kauft eben auch nicht mehr jeder jedes Jahr ein neues Tablet. Mein Surface Pro 2 läuft auch noch. Ich hab jetzt zwar ein Surface Pro 3 als Testgerät da (Mehr dazu später), aber nur weil ich ein Technikfreak bin, nicht weil ich es brauche. Brauche ich nämlich nicht. Nicht mal im Ansatz.

Rechner verkaufen sich nicht mehr in den Stückzahlen wie vor zig Jahren. Warum? Weil wir alle einen haben. Weil Leute wie ich seit vielen Jahren nicht mal mehr in der Statistik sind, weil ich mir nur ein einziges Mal in meinen Leben einen Komplett-PC kaufte und sonst immer nur Teile ausgetauscht habe. Beim Smartphone kann niemand was austauschen, also wird es neu gekauft. Leute werfen ihre Smartphones runter, ihre Rechner eher selten. Daher werden neue Geräte nach der erfolgreichen Zerstörung verkauft.

Der PC-Markt ist nicht im Keller. Es werden immer noch jährlich hunderte von Millionen neue Geräte verkauft. Aber wir haben nun mal alle einen Rechner, ein Notebook oder vielleicht reicht es euch auch tatsächlich einfach mit euren Tablet auf dem Sofa zu sitzen. Der PC-Markt boomt immer noch, nur steigen die Zahlen halt nicht mehr. Sie sinken in meinen Augen aber auch nicht extrem drastisch, sie stagnieren eher. Und das ist vollkommen ok. Ich werde vermutlich noch viele Jahre einen Rechner zuhause stehen haben. Vielleicht löst das Surface Pro 4 oder 5 das allerdings auch komplett ab. Weiß man nicht, aber heute ist es auf jeden Fall noch so, dass der PC-Markt noch vorhanden ist und bestenfalls per Logik in 5-10 Jahren für tot erklärt werden können.

Jeder von uns hat einen Rechner. Aber die meisten brauchen keinen. Wer am PC nicht spielt, braucht keine 500€ Grafikkarte. Wer am PC nicht arbeitet, braucht keine 8GB RAM. Für viele reicht ein Notebook für einige ein Tablet. In ein paar Jahren werden PCs langsam aussterben, aber heute vom großen PC-Sterben zu sprechen ist schlichtweg Unsinn. Dafür haben wir noch ein bisschen Zeit und die Hersteller zeigen derzeit hervorragend, wie sie sich mit neuen innovativen Geräten darauf vorbereiten.

Die Kommentare für diesen Beitrag wurden geschlossen. Das passiert automatisch nach einige Monate nachdem der Beitrag online ging. Außerdem schließen wir z.B. die Kommentare, wenn die Diskussion zu hitzig geführt wurde und der Autor des Beitrages dem keine Plattform mehr bieten wollte. Solltest du dennoch etwas mitteilen wollen, findest du mehrere Kontaktmöglichkeiten auf der Kontakt-Seite.