Diese Website ist optimiert für…

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Na, kennt den Satzanfang hier noch jemand? Aber sicher doch. Vor etwa 10 Jahren, als ich mit der Webentwicklung und dem Webdesign anfing, waren viele Seiten noch so. Weiter ging der Satz oft mit »…eine Auflösung von 800×600 und den Internet Explorer 6«. Ich war damals ein ganz mutiger und meine erste Website, die noch mit wunderbaren Framesets gemacht war, war optimiert auf 800×600 und 1024×768 und dazu der Internet Explorer und Firefox! Jaha! Das war noch was, damit hab ich fast alles abgedeckt! Was die Einleitung soll? Naja, eigentlich sind wir heute wieder in der gleichen Situation.

WhatsApp bad coded web version

Meint ihr nicht? Solche Situationen gibt es gar nicht? Eben doch. Ich bin als Hauptbrowser mit dem Internet Explorer 11 unterwegs. Chrome, Firefox und Opera fasse ich nur an, wenn ich meine Projekte in diesen Browsern testen möchte. Firefox ist zu langsam und fehlerhaft, Chrome ist zwar schnell, aber ich komm mit Google einfach nicht mehr klar und der Browser stürzte bei mir zu oft ab und mit Opera wurde ich nie warm. Bleibt also nur der Internet Explorer. Ein Browser den laut NetMarketShare immerhin noch 58,18% aller Internet-Nutzer in Benutzung haben. (Hier im Blog waren es übrigen 15,9% im Feburar) Ein Browser der in Version 11 die meisten neuen Web Standards unterstützt, aber zumindest alle gängigen.

Und dennoch wird ausgerechnet dieser Browser gerne außen vor gelassen. Nicht weil er nichts kann, sondern weil Vendor-Prefixe genutzt werden, die eben von nicht standardkonformen Browsern eingesetzt werden, um Funktionen bereit zu stellen, die eigentlich noch gar nicht fertig sind. Und wenn statt Transition eben nur -webkit-transition und -moz-transition angegeben werden, kann eben keiner außer dieser Browser etwas mit der Anweisung anfangen. Der Witz an der Sache? Die meisten solcher Anweisungen kann der IE auch ohne Prefix. Der bessere Witz an der Sache? Chrome und Firefox auch und somit sind diese Prefixe nicht nur hinderlich im Web, sondern einfach falsch.

Ich sehe selbst heute noch Prefixe bei Angaben wie border-radius, eine Anweisung für runde Ecken, die seit dem Internet Explorer 9 im IE vorhanden sind und auch mindestens so lange ohne Prefix in anderen Browsern funktionieren. An der Stelle sind die Browser-Hersteller definitiv mit schuld, denn sie entfernen auch nach vielen Jahren der Standardkonformität diese Prefixe nicht, sodass sie auch nach Jahren immer noch funktionieren und sich schlechte Webdesigner damit nicht beschäftigen brauchen.

Allgemein ist es aber auch so, dass gerade Google in Chrome sehr viel macht, was einfach in keinem Standard steht. Das Problem hatten wir vor 14 Jahren schon mal. Microsoft hat im Internet Explorer 6 damals sehr viele eigene CSS-Angaben eingefügt, die in keinem Standard standen. Einiges davon so fortschrittlich, dass es damals kein anderer Browser konnte. Transparenz von Objekten, Einbettung von Schriftarten etc. Ja, ausgerechnet der von vielen gehasste Internet Explorer 6 war der erste Browser, der font-face unterstützt hat und somit bessere Typografie im Internet möglich machte. Erst viele Jahre später wurde das zum Standard.

Damals beim Internet Explorer war das ganz böse. Microsoft nutzte sein Monopol aus. Microsoft macht das Internet kaputt. All das hört man heute noch. Wenn Google jetzt aber dasselbe mit Chrome macht, feiern alle das und Microsoft ist wieder der Idiot. Google hat sogar Webkit zurück gelassen, es geforked (Eine Kopie davon erstellt, mit der Google weiter arbeitet) und neue Funktionen reingeschmissen, weil Webkit sich angeblich zu langsam entwickeln würde. Klar, nach Standards richten, scheint oftmals langweilig, aber es hat durchaus einen Sinn.

Das Witzige an der Sache? Bekomme ich wieder mal die Meldung, die Seite liefe nur in Chrome und ich solle einen modernen Browser nutzen, brauche ich oft nur den User-Agent des Browsers ändern und alles läuft perfekt. Vorausgesetzt, die Seite ist nicht verseucht mit Webkit-Vendor-Prefixen. Einfach der Website sagen, man sei mit Chrome da und alles funktioniert. Komisch oder? Nö, denn der IE11 ist schlichtweg ziemlich standardkonform. Ich mach mir nichts vor, einiges fehlt, aber beim besten Willen nichts, was man für heutige Anwendungen benötigt. Erst recht nicht für einen Messenger.

Und da kommen wir zu dem Grund, der mich überhaupt dazu bringt, diesen Beitrag zu verfassen. Heute bei Twitter las ich zig Leute, die gejubelt haben, dass WhatsApp-Web jetzt auch in weiteren Browsern verfügbar ist. Denn bis gestern war es nur in Chrome nutzbar (Und allen anderen Browsern, wenn man den User-Agent ändert). Ein Beitrag angeklickt und Ernüchterung folgte. Nur Firefox und Opera werden unterstützt. Warum? Ok, die Implementierung der Webversion von WhatsApp ist das schlechteste, was ich je gesehen habe, besonders wenn man sich Telegram ansieht, aber dennoch sehe ich hier keinen Grund. Es scheint für mich die pure Faulheit, etwas zu testen.

Ich sehe oft solche Seiten. Seiten, die den Internet Explorer per se ausschließen. Seiten die weit weg von Standardkonformität sind und Seiten, die im Footer Sätze zu stehen haben wie »Diese Website ist optimiert für Google Chrome und Firefox« und ich fühle mich wie damals vor 10 Jahren, als ich noch Firefox nutzte und ständig den IE6 anwerfen musste, weil irgendwas nicht richtig funktionierte. Irgendwo traurig, dass sich solche Geschichten immer wieder wiederholen. Viel trauriger ist aber, dass es bei Microsoft damals böse und lächerlich war und bei Google feiern es jetzt alle und jubeln Google zu. Versteh einer diese Welt…

3 Kommentare

  1. Ich hab keine Ahnung, was da alle sehen und feiern, aber mein Firefox (frische 36) zeigt mir auch heute noch:
    „WhatsApp Web only works in Google Chrome.
    More browsers coming soon.“

  2. Finde solches allgemein eine Bevormundung. Wieso kann eine Webseite wie Whatsapp nicht einfach sagen: „Hey, die Webseite ist nur für Chrome Optimiert! Du darfst es aber gerne Probieren, ich lasse dich weiter“.

  3. Seit ich W8.1 habe, nutze ich nur noch den IE11. Bei XP habe ich vorwiegend Goolge Chrome und Firefox genutzt.

    Genau, das musste mal wieder gesagt werden. Hast du sehr schön geschrieben.