Datenschutz ist mir nicht egal – Ich sehe es nur lockerer

Dieser Beitrag wurde vor mehr als 8 Jahren veröffentlicht. Daher kann es sein, dass sein Inhalt oder ein Teil davon nicht mehr aktuell ist.

Ich setze mich derzeit in meiner freien Zeit gerne dazu ein, den Mob etwas zu beruhigen. Welchen Mob? Den, der wegen des Datenschutzes bei Windows 10 rumkrakeelt, ohne sich auch nur eine Minute ernsthaft damit auseinander gesetzt zu haben. Mein Beitrag von gestern zählt dazu und dieser ist auch Anlass für diesen Beitrag. Ich bekomme immer wieder vorgeworfen, ich sei naiv und mir sei Datenschutz egal. Ich solle doch nicht meine eigene Dummheit auf die anderen Menschen versuchen zu übertragen. Dabei sehe ich das alles einfach nur nicht so lächerlich kritisch, wie die meisten anderen hier – die Menschen, die »nach Snowden« als neue Zeitrechnung ansehen.

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Ich lasse viele der so genannten »Schnüffelfunktionen« in Windows 10 zu. Warum? Weil sie mir einen Nutzen bringen. Meine Position an Cortana frei geben? Hey, ich hab einen Stand-PC. Mehr als das, was man per WLAN-Ortung herausbekommt, kriegt auch Cortana nicht raus. Jede X-Beliebige Website kann euch auf diese Weise orten. Daher habe ich Cortana auch gesagt, wo ich wohne und wo ich arbeite. Warum? Weil es mir einen Nutzen bringt. Cortana sagt mir jeden Morgen, wann ich los zur Arbeit muss. Klar weiß ich das auch so, aber es kommt in Berlin gerade im Hochsommer nicht selten vor, dass die wunderbaren S-Bahnen aus dem letzten Jahrtausend einfach mal schlapp machen. So sagt Cortana mir eben, ich muss 10 Minuten früher los, weil die S-Bahnen rumzicken. Für mich hat das einen Nutzen.

Ich lasse Cortana Zugriff auf mein Mikrofon. Ich habe mir sogar extra eines für Windows 10 gekauft. Warum? Weil es einen Nutzen für mich hat. Ich habe »Hey Cortana« aktiviert. Warum? Während ich mich zurück lehne und One Piece am Morgen vor der Arbeit schaue fällt mir ein, dass ich heute Abend noch Milch kaufen muss. Damit ich das nicht vergesse, rufe ich eben »Hey Cortana – Erinnere mich an Milch kaufen, wenn ich in der Nähe eines Supermarkts bin«. Sie fragt mich welcher, ich sag ihr Kaiser’s, ich schaue weiter One Piece. Eine Sache von 10-20 Sekunden. Es geht schnell. Es hat für mich einen Nutzen. Ich bin mir bewusst, dass das Mikrofon dadurch die ganze Zeit aktiv ist. Aber ich vertraue Microsoft da in der Hinsicht, dass es auch nur aufzeichnet, wenn ich »Hey Cortana« sage. Das ist meine Entscheidung. Mein Vertrauen. Bei Google habe ich dies nicht, da mir mehrfach das Gegenteil bewiesen wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich gebe Apps in Windows 10 Zugriff auf meine Kontoinformationen. Nicht mein Bank-Konto, mein Microsoft-Konto. Warum? Weil es einen Nutzen für mich hat. Ich muss mich nicht bei jeder App manuell einloggen. Ich starte sie und weiß wer ich bin. Ich gebe auch bestimmten Apps Zugriff auf meine Kontakte, allerdings hier nicht pauschal. Hier wird jede App vorher angeschaut. Warum braucht sie diesen Zugriff? Bringt es mir einen Nutzen? Okay, mache ich bei allen, aber bei Kontakten besonders, denn das sind nicht meine Daten. Natürlich braucht meine Mail-App Zugriff auf meine Kontakte, schließlich will ich Mails an diese schreiben und hab keine Lust alle E-Mail-Adressen vorher immer nachzuschlagen.

Auf meinen Kalender hat Cortana Zugriff um mir bescheid zu sagen, wann ich los muss, weil der Verkehr ja wieder mal mies sein könnte, SMS und MMS gibt es am Rechner eh nicht, aber schön dass ich das Apps untersagen kann, darauf zuzugreifen. Kann man bei Android zum Beispiel (Stand 20.08.2015 mit Vanilla Android) nicht. Die Funktion Bluetooth und Co ein- und auszuschalten lassen zu können von Apps, kann manchmal ganz praktisch sein.

All diese genannten Funktionen sind in Windows 10 enthalten und sie haben alle zwei Sachen gemeinsam. Ich kann die Freigabe dieser Funktionen für alle Apps generell deaktivieren oder es aktiviert lassen, und jeder App einzeln erlauben oder verbieten darauf zuzugreifen. Windows 10 bietet mir hier deutlich mehr Möglichkeiten meinen Datenschutz einzustellen. Ich habe beim besten Willen nicht alles aktiviert. Auf Arbeit ist Zugriff auf Kamera und Mikrofon zum Beispiel generell deaktiviert. Das braucht hier keine App, das braucht hier auch keine normale Anwendung. Also ist es aus. Es hat keinen Nutzen für mich, also schalte ich es ab. So einfach handhabe ich meinen Datenschutz.

Ich sag es mal so. Mir ist die Überwachung nicht egal. Aber ich bin ein sehr öffentlicher Mensch. Jeder, der eine Minute im Netz sucht, weiß wer meine Freundin ist, wer hier mitliest sowieso. Jeder weiß, wie ich heiße und wo ich wohne (ist rechtlich als Webseitenbereiter in Deutschland ja auch nicht anders möglich). Jeder weiß wie alt ich bin und welche Technik ich kaufe. Weil ich das so für mich entschieden habe. Weil ich teilweise bewusst darüber schreibe, um gleichgesinnte zu finden oder einfach zum zu zeigen »Hey schaut mal, ich hab mir was tolles gekauft!«. So bin ich und das ist meine Entscheidung so zu sein. Das drücke ich niemandem auf und niemand hat mir aufzudrücken, wie ich seiner Meinung nach zu sein habe.

Wenn ich nicht möchte, dass jemand eine bestimmte Information über mich nicht hat, findet sie nicht den Weg ins Internet. Wenn ich Terrorist wäre und meine Bombenbaupläne auf OneDrive mit meinem Terroristenfreunden teile, ist das mein Problem. Das wäre saudämlich und deswegen macht es niemand. Wenn ich aber die Fotos des letzten Kirschblütenfests dort speichere, um sie mit meiner Freundin zu teilen, ist das für mich so sicherheitskritisch wie die Freigabe der Information, dass ich männlich bin.

ich bin keiner der Menschen, die sich für so unfassbar wichtig halten, dass irgendwann die Regierung nach mir jagen würde. Auch wenn sich die Gesetze ändern. Ich bin nicht schwul, ich bin weiß, ich bin ein Mann und ich bin Programmierer. Wann sollte das je illegal werden? Klar, irgendwann kann ich damit auf die Nase fallen, aber dieses Risiko gehe ich zu meinem(!) Komfort ein. Kann jeder halten, wie er mag. Aber dann soll es eben auch jeder für sich so halten. Panik machen, NSA brüllen und andere für bescheuert erklären, weil sie nicht auf ihre eigenen Dogmen schwören, ist nicht nur sinnlos sondern auch hochgradig dämlich.

Ja die NSA überwacht uns. Aber das macht sie auch ohne, dass Windows 10 Cortana integriert. Ja die NSA überwacht mich. Auch ohne dass ich OneDrive nutze. Sie überwacht dich, deine Mutter und auch deine Kinder in der Zukunft. Das ist die schöne neue Welt, an die wir uns gewöhnen müssen. Dagegen machen können wir nichts. Wir können es versuchen und damit eindämmen, wer aber glaubt, dass man dagegen was machen kann, ist einfach nur so naiv, wie er diejenigen hinstellt, die Cortana nutzen, weil sie einen Nutzen für diese Leute hat. Microsoft, Google, Facebook und viele andere große Firmen wehren sich seit langem gegen die NSA. Sie werden die Daten sicher nicht freiwillig an sie weiter geben. Sie verschlüsseln alle, was das Zeug hält, aber komplett schützen kann sich keines dieser Unternehmen, weil die Gesetze in den USA eben anders sind.

Ich vertraue da Microsoft, dass diese meine Daten schützen. Und Microsoft vertraue ich da deutlich mehr als Google. Wobei ich selbst Facebook mehr vertraue als Google. Jeder muss selbst für sich entscheiden, welcher Firma er vertraut. Jeder muss für sich entscheiden, welche Daten er freigibt. Wenn ich der Meinung bin, ich schreibe über brisante, möglicherweise illegale Sachen, deaktiviere ich die Übermittlung meiner Tastataurdaten, zur Verbesserung der Microsoft-Dienste eben und dann kriegt Microsoft die nicht. Sind zwar eh anonymisiert, aber wenn man auf Nummer sicher gehen will, deaktiviert man das eben. Im Gegensatz zu vielen anderen Systemen kann man das nämlich bei Windows 10 alles problemlos deaktivieren.

»Aber Windows 10 sendet auch noch Daten, wenn alles im Hintergrund deaktiviert ist!!!« Ja, machen sie. Nennt sich Telemetriedaten. Das sind Messdaten zur Funktion von Windows. Es hat rein gar nichts mit privaten oder persönlichen Daten zu tun. Windows schaut im Hintergrund, ob es Fehler oder Unregelmäßigkeiten gibt und schickt diese an Microsoft, um Windows 10 zu verbessern. So sieht Microsoft zum Beispiel »Hey, alle Rechner mit einer Grafikkarte der Baureihe X von Hersteller Y hat Probleme wenn ein Monitor mit der Auflösung 1680×1050 angeschlossen ist.« Dann kann sich Microsoft hinsetzen und schauen, ob sie den Fehler selbst beheben oder das an den Hersteller der Grafikkarte weiter geben. Da sind nicht mal Informationen bei, dass es euer Rechner war, lediglich was für ein Rechner.

Das Thema Datenschutz ist wichtig. Und es sollte diskutiert werden. Aber man sollte doch bitte einfach mal ein bisschen die Objektivität wahren. Nicht alle Firmen sind von Grund auf böse. Nicht alle Firmen wollen uns nur schlechtes. Natürlich sammelt Cortana die Daten, damit Microsoft sie auswerten kann. Damit Cortana besser wird, ihr euren Freunden Cortana und Windows 10 empfiehlt und Microsoft dann an Windows 10 Geld verdienen kann. Ich hoffe, dass man auch in der Zeitrechnung »nach Snowden« irgendwann endlich mal wieder sachlich über das Thema Datenschutz reden kann und nicht einfach mit Fackeln und Mistgabeln rumrennt, nur weil jemand Daten sammelt.

Ich will gar nicht sagen, es soll überhaupt nicht drüber berichtet werden. Das wäre absurd. Ich will sogar, dass darüber berichtet wird. Ich will, dass die Leute wissen, warum Windows 10 Daten nach Hause sendet. Ich will, dass die Leute wissen, warum Cortana den Standort und einige weitere Zugriffe braucht, um richtig zu funktionieren. Aber ich will auch, dass das sachlich diskutiert wird. Dass sachlich darüber berichtet wird und nicht so hetzerisch wie derzeit. Das hilft niemandem (Wenn man mal von den Geldbörsen der Click-Bait-Seiten absieht) und schürt nur Angst vor etwas, wovor man keine Angst haben sollte. Man sollte ein Verständnis dafür haben, keine blinde Angst davor. Denn mit Angst macht man sich nur Dinge kaputt, mit Verständnis kann man sie für sich nutzen. Jeder sollte sich damit beschäftigen warum Daten gesendet werden und ob man das möchte.

Da es hier um Datenschutz, Transparenz und Telemetriedaten geht. Ich tracke hier auch Besucher. Ich sehe, wann auf Beiträge zugegriffen wird. Wie oft drauf zugegriffen wird und wo die Besucher herkommen. Das löse ich mit Piwik auf meinem eigenen Server. Diese Daten liegen also ausschließlich bei mir und außer mir hat niemand Zugriff drauf. Dennoch biete ich die Möglichkeit an, das zu deaktivieren (Im Impressum am Ende der Seite). Warum? Weil mir Datenschutz und Transparenz wichtig ist.

Ich bin gerne zu einer Diskussionen zu meinen Äußerung bereit. Dafür gibt es hier die Kommentare. Aber bitte bleibt sachlich. Persönliche Angriffe helfen niemandem. Das gilt auch dafür, wenn ich mich mit irgendeiner Aussage hier total vertan habe. Dann sagt mir das, aber greift mich nicht an. Aber bitte nennt Quellen. »DAS IST ALLES FALSCH!« kann jeder schreien. Seriöse Quellen benennen, scheint allerdings aus der Mode gekommen zu sein. Es gibt bei dem Thema nicht nur schwarz und weiß, wie so oft im Leben.

9 Kommentare

  1. Endlich mal einer der es vernünftig ausspricht und auch noch so ausführlich inklusive Beispielen. Guter Beitrag! Ich muss gestehen im Laufe der Jahre auch sehr vorsichtig im Netz geworden zu sein, nachdem ich als ich jung war sehr offen und naiv mit allem umging. Inzwischen musste ich mir auch eingestehen, dass ich nun den Hang habe zu übertreiben. Aber dein Beitrag hat mir mal wieder klar gemacht, dass man einfach gewisse Unterschiede bei der Sache mit den Datenschutz machen muss. Ich denke Cortana ist wirklich was Feines :D

  2. Meinst du mit Verschlüsselung die Übertragung der Daten oder auch die Speicherung? Hast du irgendwelche Quellen dazu wie MS die gesammelten Daten speichert?

  3. Ein sehr schöner Beitrag und auch sehr ehrlich und offen geschrieben.

    Leider ist es aber so, dass Unwissenheit dazu führt, auch unsicher zu werden. Dennoch kann man über alles sachlich reden. Viele verstecken sich, hinter der Anonymität im Internet und denken, mir kann ja eh nichts passieren, dann lasse ich mal so richtig die Sau raus. Falsch gedacht, Internet-Mobbing kann man aufdecken und die Menschen dahinter ausfindig machen.

    Es ist doch viel schöner, wenn man über alles sachlich diskutieren kann ohne jemanden persönlich anzugreifen und damit zu verletzen.

    Habt euch einfach – alle lieb. :D

  4. Moin kiwi,

    wie versprochen, möchte ich ein paar Zeilen hier hinterlassen, um meinen Tweet zu erklären, in dem ich deinen Artikel mit ‚Gefährlicher Mix aus „Hab nix zu verbergen“, „Bringt ja eh nix“ und „Alles halb so wild“‚ kritisiert habe.

    Nur kurz vorab:
    Mir geht es weder um die völlig lächerliche Art, in der sich Chip.de und Konsorten gerade präsentieren (da stimme ich dir völlig zu), noch darum, dass Windows 10 nun irgendwie besonders schlimm wäre (ist es nicht, auch da stimme ich dir zu) oder dass ich grundsätzlich was gegen deinen Blog oder deine Inhalte habe (ganz im Gegenteil, besonders das Design lockt mir immer wieder neidvolle Blicke ab), aber …

    … in deinem berechtigten und verständlich Eifer für Windows 10 und das Unrecht, das es medial gerade wiederfährt, gleitest du mir doch in drei Punkten gefährlich weit in eine Verharmlosung ab:

    1. „Ich bin nicht schwul, ich bin weiß, ich bin ein Mann und ich bin Programmierer. Wann sollte das je illegal werden? Klar, irgendwann kann ich damit auf die Nase fallen, aber dieses Risiko gehe ich zu meinem(!) Komfort ein.“

    Diesen Komfort können sich eben nicht alle Menschen gleichermaßen gönnen. Natürlich bist du mit dem beschriebenen Profil in der Safe Zone. Aber wer das nicht ist, der hat die Wahl nicht. Migrationshintergrund, komischer Name oder auffälliges Reiseverhalten reichen, um zwei oder drei Checkboxen zu erfüllen und in irgendwelchen Meldungen aufzutauchen. Du wiegelst hier ein Thema in einer verharmlosenden Weise ab, die jene als extrem verletztend ansehen müssen, die gern genauso wie du in Freiheit und in Freude IT nutzen möchten, es aber nicht können. Deine Die Solidarisierung mit allen, die völlig zu Unrecht und völlig ohne eigenes Tun in irgendwelche Raster fallen, in die du und ich nicht fallen (können), sorgt bei mir jedenfalls dafür, dass ich die Gefahren und Risiken von Datenmissbrauch nicht so einfach abtun kann.

    2. „Panik machen, NSA brüllen und andere für bescheuert erklären, weil sie nicht auf ihre eigenen Dogmen schwören, ist nicht nur sinnlos sondern auch hochgradig dämlich.“

    Ich kann jeden verstehen, der die Nase voll hat von NSA, Snowden und Datenschutz. Nervt halt auch tierisch, den Kram jeden Tag aufs Neue zu hören. Das Streben danach, die eigene Welt heiler zu machen, führt auch bei mir dazu, dass ich beim 100ten Bericht über Flüchtlinge, Missbrauch in der Kirche oder Rassismus in den USA einfach nicht mehr kann und das Radio ausschalte. Das führt aber nicht dazu, dass ich diese Themen harmlos finde oder diejenigen, die sie ansprechen „dämlich“ wären. Im Gegenteil: Die Art und Weise, wie Menschen derzeit durch die angesprochenen Behörden und Geheimdienste zu Nummern degradiert, anlasslos überwacht und ohne rechtsstaatliche Verfahren verdächtigt werden, ist für mich täglich aufs Neue entsetzlich. Gerade wir Tech-Enthusiasten, die mit ihren ständig neuen Gadgets an vorderster Front stehen, was digitale Fußspuren angeht, sollten unsere Rolle wahrnehmen und denen, die unsere Inhalte lesen, keine falsche Resignation einreden. Wer, wenn nicht wir, sind es denn, die das Ausmaß dieser Eingriffe noch verstehen und vermitteln können?

    3. „Ja die NSA überwacht uns. Aber das macht sie auch ohne, dass Windows 10 Cortana integriert. Ja die NSA überwacht mich. Auch ohne dass ich OneDrive nutze.“

    Auch hier verstehe ich es sehr gut, dass du MS und die tollen Dienste (die ich auch nutze) aus der Schusslinie halten willst. Aber auch hier machst du es dir meiner Meinung nach zu leicht, nur darauf zu verweisen, dass die NSA auch ohne Cortana ihre Arbeit verrichtet. Natürlich tut sie das, aber mit dieser Argumentation ist jede Form von gesellschaftlichem Engagement sinnlos. Vor allem aber schimmert da eine Art von Achselzucken durch, die ich besorgniserregend finde. Du scheinst dich damit abgefunden zu haben, dass MS seine Daten an NSA & Co abgeben muss. Ich habe es nicht und viele, viele Kryptoexperten haben es auch nicht. Die Verschlüsselung, die du zu Recht lobend erwähnst, schütze nun einmal einzig die Transportwege. Eine echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von OndeDrive, Techniken wie Zero Knowledge Proof oder Attribute Based Credentials würden aber dafür sorgen, dass Microsoft nicht einmal, wenn sie wollten, die Daten an Dritte weitergeben könnten, weil sie selbst nicht wissen, wer du bist, was du tust und was sie da von dir speichern. Ich vermisse hier, auch von dir als MS-Fan, die Erwartung an Windows & Co, es endlich einmal grundlegend besser zu machen, als nur auf die SSL-Verschlüsselung vom Client zu deren Servern zu verweisen.

    Alles in allem gehöre ich wahrscheinlich zu den Spinnern, die in einer Zeitrechnung „Nach Snowden“ denken. Du hast natürlich auch jede Freiheit, hier im Blog deine Meinungen so zu vertreten, wie du es möchtest. Gefährlich finde ich diesen Mix aus „Ich hab nix zu verbergen“, „Bringt eh nix“ und „Eigentlich halb so wild“ aber trotzdem.

    Gruß
    DMM

    • Ahoi,

      ich antworte mal einfach im 123-Prinzip. Scheint mir am sinnvollsten.

      1. Ich gebe zu, damit mache ich es mir ein bisschen einfach, allerdings habe ich auch explizit erwähnt, dass es hier um mich geht. Mir ist bewusst, dass ein schwarzer homosexueller Moslem in dieser kaputten Welt deutlich weiter oben auf der Abschussliste steht. Aber es geht in diesem Beitrag ja um den persönlichen Bezug zu Datenschutzeinstellungen.
      Es ging mir nicht darum, jedem zu sagen er soll einfach alles zulassen. Das habe ich auch an keinem Punkt erwähnt. Ich nahm an, ich schreibe deutlich davon, dass Datenschutzeinstellungen immer persönlich getroffen werden sollten. Es geht mir in erster Linie in dem Beitrag, dass derzeit ausschließlich schwarz und weiß in dieser ganzen Debatte. Das stört mich nämlich extrem. Jeder Mensch hat sein Recht auf Privatsphäre, jeder Mensch hat sein Recht auf Komfort. Aber immer wieder zu behaupten, man kann nur eins von beidem haben und wenn dann zu 100% ist einfach Unsinn. Ich muss mir bewusst sein, was ich freigebe. Wenn ich das bin, bin ich relativ auf der sicheren Seite.

      2. Es ging mir hier ganz und gar nicht darum, dass über Datenschutz diskutiert wird. Ich habe es bewusst überspitzt formuliert um eben jene herauszukristallisieren, die alles andere als Skandal abstufen, was ihren eigenen Dogmen entspricht. Leute die mich für unzurechnungsfähig erklären, weil ich Cortana nutze. Leute die mich beleidigen, weil ich die Positionsdaten an meinem Windows Phone durchgehend aktiviert habe.

      Ich will selbst, dass darüber berichtet wird. Ich will selbst, dass darüber diskutiert wird. Aber eben so, dass die Menschen es verstehen, nicht so dass sie genervt sind. Denn das hilft niemandem. Wie du schon sagst: Den Kram jeden Tag aufs neue auf die gleiche skandalöse Weise aufzurollen hilft niemandem, doch leider denken viele anders. Viele denken halt leider dass »Ja weil wegen NSA und so!« eine valide Erklärung dafür ist, warum ich meine Kamera, die ich jeden Tag 20 Mal nutze, am Smartphone abgeklebt sein muss.

      »Du darfst Cortana nicht nutzen!«
      »Warum? Ich finde sie praktisch.«
      »JA ABER DIE NSA!«

      Solche Unterhaltungen darf es nicht geben. Die Person, die Cortana in dem Gespräch praktisch findet, winkt an der Stelle ab. Eventuell weiß sie nicht, dass Cortana auf Wunsch(!) auch E-Mails durchsucht, um dir deine Flugdaten direkt anzeigen zu können. Vielleicht möchte diese Person das nicht. Darauf muss sie hingewiesen werden. Nicht darauf, dass Cortana generell böse ist. Denn das ist sie nicht.
      Hinweis: Cortana ist hier lediglich ein Beispiel, hier kann jede Anwendung stehen.

      Falsche Resignation rede ich hier eigentlich niemandem ein. Im dritten Absatz von unten schreibe ich doch sogar »Jeder sollte sich damit beschäftigen warum Daten gesendet werden und ob man das möchte.«. Damit meine ich halt nicht, dass jeder es zulassen soll, sondern dass jeder sich vor der Benutzung einer Software informieren soll. Dass er die Einstellungen durchwühlen soll. Das ist zum Beispiel meine erste Sache, die ich mache wenn ich eine neue Software installiere. Das erste ist IMMER: Ab in die Einstellungen und schauen, was man so aktivieren oder deaktivieren kann. Das erwarte ich von allen und möchte ich von allen. Nicht, dass sie alles abnicken.

      3. An der Stelle scheinst du mich vollkommen falsch zu verstehen. Das hat nichts mit Achselzucken zu tun. Es hat lediglich damit zu tun, dass es egal ist, ob die Daten bei OneDrive liegen oder auf meinem Rechner. Sobald ich in der Schusslinie der NSA bin, hat diese Zugriff auf meine Daten. Egal, ob wo sie liegen. Solange das Gerät Internetzugriff hat, kann die NSA drauf zugreifen, ob nun mein Rechner Zuhause, OneDrive oder mein eigener Server. Das ist kein Achselzucken, das ist das Bewusstsein dieser unfassbar ekligen neuen Welt in der wir leben. Ich kann nichts dagegen machen, DASS sie Zugriff haben. Ich kann nur etwas dagegen machen, dass sie mit den Daten etwas anfangen können, auf die sie Zugriff haben.

      Und hier bin ich vollkommen bei dir, dass jeder Anbieter eine End-to-End Verschlüsselung braucht. Ich meine mal gelesen zu haben, dass diese bei OneDrive und vielen weiteren Daten die Microsoft erhebt tatsächlich gegeben ist. Eine Quelle dazu habe ich leider nicht zur Hand, da bei den Suchworten Microsoft und Verschlüsselung leider nur Anleitungen kommen, wie man Windows verschlüsselt ^^“

      Wie gesagt, Microsoft, Google, Facebook und Co setzen sich sehr dafür ein, dass die NSA nicht an diese Daten kommt und wenn sie dran kommen, sie nichts damit anfangen können. Wie weit das fortgeschritten ist, kann ich leider nicht sagen, da ich nicht bei Microsoft arbeite.

      »Gefährlich finde ich diesen Mix aus „Ich hab nix zu verbergen“, „Bringt eh nix“ und „Eigentlich halb so wild“ aber trotzdem.«
      1. Das stimmt nicht. Ich weiß was ich verbergen sollte und was nicht. Das tue ich. Ich habe technisch gesehen nichts zu verbergen – heute. Ich weiß aber, dass bestimmte Dinge durchaus in der Zukunft ein Problem werden könnten, daher bin ich mit diesen Dingen vorsichtig. Wann ich bei Starbucks einen Vanilla Latte getrunken habe, zählt für mich allerdings nicht zu den Infos, die ich als kritisch ansehe.
      2. Es bringt auch nichts sich komplett abzuschotten. Das ist es ja. Daher muss jeder für sich entscheiden, welche Daten er wie schützt und wie viel Komfort er dafür aufgibt oder eben zulässt. Manchen fällt es leichter Komfort aufzugeben, manchen nicht. Aber wenn du dich komplett abschottest, dürftest du viel eher im Fokus der NSA sein, als jemand der sich gar nicht abschottet. Dafür kriegt dieser Probleme, wenn ein Gesetz gegen irgendwas erlassen wird. Es hat Vor- und Nachteile, sich komplett abzuschotten. Es hat aber auch Vor- und Nachteile nur selektiv Dinge vom Internet und Co fernzuhalten.
      3. Halb so wild sage ich an keiner Stelle. Es geht mir darum, dass die Panikmache übertrieben ist. Es wird alles als bösartig abgestempelt und nichts aufgeklärt. Das ist mein Problem. Und das senden von Telemetriedaten, die absolut nichts personenbezogenes haben, ist tatsächlich halb so wild, wenn man sich die Auslegung der Medien dazu ansieht.

  5. „Bei Google habe ich dies nicht, da mir mehrfach das Gegenteil bewiesen wurde. “
    Kannst du das mal konkretisieren und/oder Beispiele nennen?

    • Ich habe bei Google mehrfach den Standortverlauf deaktiviert und gelöscht(!) dennoch tauchten alte Standortdaten auch nach der Löschung immer wieder in diesem Standortverlauf auf. Sprich, sie sind ausgeblendet und nicht gelöscht. Außerdem aktivierte sich der Standortverlauf immer wieder von selbst.

      Ich habe mein komplettes Werbe-Profil bei Google gelöscht und widersprochen, dass ich personalisierte Werbung bekomme. Besuche ich eine Seite über Betten und Matratzen, ist dennoch auf der nächsten Website nicht allzu selten passende Werbung dazu von Google Adsense eingeblendet.

      Ich hatte ein Plugin installiert, welches direkt von Google kommt, durch welches Google Analytics mich nicht tracken können sollte. Ein Test mit einem befreundeten Webdesigner zeigte mir sehr deutlich auf, dass alles was ich auf seiner Seite machte, dennoch dort abgebildet war. Die Zeit, die ich da war, die Seiten die ich aufrief etc.

      Und das kann ich noch ewig so weiter führen. Ich vertraue Google einfach nicht mehr, weil viele Mechanismen zum Schutz meiner Privatsphäre bei denen offenbar nicht funktionieren. Daher setze ich hier im Blog auch auf die freie Alternative Piwik für meine Statistiken und keine Google-Werbung oder andere Google-Skripte. Ich möchte meine Besucher nicht an Google ausliefern.

  6. Dass sich die Menschen um die Sicherheit ihrer Daten sorgen, ist ja auch erstmal völlig legitim. Ich lasse bei mir auch nicht alle Hüllen fallen. Was mich wirklich besorgt macht, ist die Tatsache, dass die Nutzer von Windows 10 lieber Tuningtools (nichts anderes sind Programme wie DoNotSpy 10) von Drittentwicklern übers System jagen, als sich einmal quer durch die Einstellungen zu klicken. Ich betreue selber seit langer Zeit schon Windows-Systeme (zurück bis in die XP-Zeit) und helfe auch anderen, die Probleme mit Windows haben. Leute wie ich dürfen sich hinterher wieder das Gemaule anhören und werden angeranzt, wenn Mensch (ich will nicht DAU schreiben, das ist abwertend) deswegen sein System hochgejagt hat und die Tools nicht gehalten haben, was versprochen wurde….

    Momentan führt das bei mir auch dazu, dass ich etliche Bereiche in meinen Bookmarks, ganz besonders aber den IT-Bereich, grundlegend umbaue. Du hälst den Hatetrain teilweise einfach nicht mehr aus, und das Schlimme ist mittlerweile, dass es nicht mehr nur die Gurkenseiten wie CHIP, Heise oder Pro Linux (ja, ich hab auch ein Linuxsystem hier, deswegen war ich dort mal ne Zeit lang Mitleser) betrifft, sondern auch Seiten, die ich bisher eigentlich für (relativ) ausgeglichen gehalten habe, zum Beispiel die Computerbase. Und ganz schlimm wird es dann auf YouTube. Es gibt einige wenige Microsoft-YTber, allen voran H4NS und Tech Impact, die das wirklich sehr gut und neutral machen, und es gibt Kanäle wie SemperVideo. Den Kanal mochte ich früher echt gerne und hab da auch viel mitbekommen, aber momentan – mal abgesehen davon, dass ich ihn auch woanders schon mit falschen Infos erwischt habe – reitet er voll auf der W10-Welle mit. Das ist gerade mal ein paar Tage her, wo er alle bisher bekannten Tuningtools vorgestellt hat… Aua…

    Grundsätzlich sollte immer noch der liberale Gedanke gelten, dass jeder das benutzen sollte, was zu ihm am Besten passt. Jeder Workflow ist anders und alle Systeme von Google über Microsoft bis Apple haben ihre Stärken und Schwächen wie jede andere Software auch. Das ist genau das, was ich in der heutigen Zeit vermisse. Aber so lange es „Magazine“, YouTuber etc. gibt, die diese Ängste und teilweise auch Paranoia weiter schüren, wird eine sachliche Debatte darüber, die man eigentlich bräuchte, kaum möglich sein. Die eigentliche Frage, nämlich „Warum werden die Daten im Einzelnen erhoben?“, die stellen viele leider nicht.

    • Da muss ich schmunzeln, genau das erlebe ich auch zu oft.
      Bin IT-Admin und betreue hauptsächlich ein Windows-Netzwerk mit Active Directory, Windows-Servern von 2003 – 2012 R2 und natürlich jede Menge Clients.
      Wie es so ist in unserem Job werden wir natürlich auch mal gefragt nen privaten Rechner neu zu installieren oder nach Problemen zu schauen oder ich bin beispielsweise mit meinem Nebengewerbe als kleiner IT-Dienstleister viel bei Leuten privat unterwegs.

      Es ist tatsächlich immer wieder lustig wie man alles mögliche an TuneUp Tools auf den Rechnern findet, die bekannten Anti-Spy und AdAware Sachen wie Spybot (der aber selbst auch nicht ohne ist!) oder eben wie erwähnt das Tool um bestimmte Windows Versionen „stumm“ zu schalten. Was die Leute da machen wissen sie nicht, interessiert auch niemanden solange das Tool tolle Versprechen abgibt was es kann und den Leuten jedes Mal einer abgeht wenn ein Suchlauf irgendetwas findet. Es ist wirklich furchtbar welche Verbreitung diese TuneUp, CleanUp und AntiSpyware Tools haben. Die Leute glauben tatsächlich, das System läuft dadurch besser. Auf all meinen Rechnern, privat wie in der Firma habe ich solche Tools seit gefühlten 10 Jahren nicht mehr genutzt und meine Systeme liefen deswegen nicht langsamer oder schlechter. Auch Clients bei uns in der Firma laufen teilweise 3 Jahre durch ohne dass wir nur ein einzigen Problemfall hatten.

      Ich kann mich gut erinnern als die ersten Schlagzeigen vor Wochen überall zu lesen waren wie viel doch Windows 10 „ausspioniert“. Die Sache ist aber auch die, dass die Welt immer vernetzter wird und die Leute doch schreien nach neuen Innovationen wie Cortana und Co. Weiß doch genau wie unsere Bosse in der Firma ständig nach Cloud schreien ohne überhaupt einen Anwendungsfall parat zu haben wo sich das lohnen würde. Aber hauptsache Cloud ausgerufen.

      Ich denke es ist einfach die heutige Zeit und man sollte sehr wohl das Thema kritisch beleuchten, sich Gedanken machen und für sich abwägen was man in die Cloud pustet oder nicht und welchen Nutzen man daraus zieht.

      Zukünftig hatte ich vor Bilder in OneDrive zu lagern und hier Alben zu erstellen. Jeder kennt es, jeder fotografiert das ganze Jahr aber die Familie, Freunde und Bekannten bekommen kaum Bilder zu sehen. Für stetigen Fotofluss zu sorgen ist einfach mühsam, sehr sogar.
      Über den Schutz der Daten mache ich mir da im Moment besonders viel Gedanken und bin mir auch nicht sicher ob ich wirklich alles übertragen soll, also ein gesamtes Backup meiner Bilder oder eben nur ganz bestimmte. Das wiederum macht es aber wieder mühsam.
      Wenn ich allerdings dagegen rechne wie sich meine Familie (vor allem die), Freunde und Bekannte freuen wenn sie regelmäßig Bilder zu sehen bekommen, ich glaube dann ist es das „Risiko“ wert.

      Übrigens vertraue ich auch Microsoft und beispielsweise Amazon mehr als Google. Google verdient 90% ihres Geldes mit Werbung die sie zielgerichtet einblenden. Microsoft verdient die Kohle durch Lizenzen, vor allem auch aus dem Geschäftssektor und allein der Gedanke, dass ich für mein OneDrive mit 1TB zahlen muss, gibt mir ein besseres Gefühl als bei Google wo ich mit meinen Daten bezahle. Zudem hat Microsoft mit Azure, Office 365 und Sharepoint viele Dienste in der Cloud die von Firmen rund um den Globus genutzt werden. Hier muss einfach die Sicherheit stimmen, ansonsten würde das ganze nicht funktionieren.

      Bzgl. Cortana an die Spezialisten: Kann ich hier online in meinem Account ebenfalls kontrollieren was Cortana über mich weiß?