Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop – Ergonomische Tastatur im Test

Dieser Beitrag wurde vor mehr als 7 Jahren veröffentlicht. Daher kann es sein, dass sein Inhalt oder ein Teil davon nicht mehr aktuell ist.

Ich habe derzeit 912 Beiträge in diesem Blog selbst geschrieben. Alle davon logischerweise auf einer Tastatur. Ok, einen habe ich damals auf dem HTC Desire und der Bildschirm-Tastatur geschrieben, aber das zählt auch. Laptop-Tastatur, Bildschirmtastatur, Surface-Tastatur, meine langjährige Cherry Strait und seit einiger Zeit die Microsoft Sculp Ergonomic Desktop Tastatur. Auf den ersten Blick sieht sie total abgespaced aus, wie mir auf Arbeit mehrfach von Kollegen gesagt wurde. Man schreibt darauf auch zu Beginn sehr holprig. Nach mehreren Wochen, will ich sie aber ehrlich gesagt nicht mehr missen.

Die Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop: Seltsam geformt aber auch seltsam bequem…

Die Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop: Seltsam geformt aber auch seltsam bequem…

An der Stelle kurz angemerkt: Verzeiht bitte das miese Foto. Meine Kamera hat sich leider verabschiedet.

Dieser Beitrag wird auch gerade auf dieser Tastatur geschrieben, so wie fast alle Beiträge, der letzten Wochen. Doch warum habe ich hier auf einmal so ein Monster stehen, wenn ich dich mit meiner Cherry Strait zufrieden bin? Ganz einfach: Ich sitze 8 Stunden am Tag im Büro und die Haltung, welche man bei einer normalen Tastatur einnimmt, ist alles andere als gesund. Nicht selten hatte ich Nackenschmerzen, Armschmerzen oder war einfach nach einer gewissen Zeit erschöpft. Aus diesem Grund habe ich mir bereits vor mehreren Monaten eine ergonomische Maus für die Arbeit besorgt. Nichts zum zocken, aber für die tägliche Arbeit mehr als ausreichend.

Ich merkte schnell, dass zumindest die Armschmerzen deutlich weniger wurden. Doch der Nacken schmerzte noch immer. Vor vielen Jahren hatte ich mal eine ergonomische Tastatur von Microsoft, diese ging aber schnell wieder zurück. Warum? Ich mag hohe Tasten nicht. Sie sind laut und unbequem, außerdem kann ich darauf nicht sonderlich schnell schreiben. Mit einem Kollegen unterhielt ich mich darüber und irgendwie fanden wir dann eher durch Zufall die Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop. Bei Amazon war sie zu der Zeit nicht weit oben gelistet. Nur die typischen Tastaturen von Microsoft, die eben die entsprechend hohen Tasten haben.

Ich hab ein paar Kontakte in Richtung Microsoft und so habe ich einfach mal angefragt, ob ich die Tastatur ein paar Wochen testen kann, denn 85€ nur um zu schauen, ob sie mir passt, war mir dann doch etwas zu viel. Besonders da ich der Meinung bin, man sollte überall die gleiche Tastatur haben (was sich die letzten Wochen bestätigt hat) und der Preis somit doppelt fällig werden würde. Gefragt, zugeschickt. Ein paar Tage später war die Tastatur hier. Der Test begann etwas später, da ich noch ein Projekt zu Ende bringen musste und das mit dieser Tastatur unter Zeitdruck absolut nicht möglich gewesen wäre.

Der Test beginnt – holpriger Start

Ausgepackt und aufgebaut sieht die Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop erst einmal total skurril aus. Im Lieferumfang ist übrigens noch eine Maus, welche ich allerdings nicht groß getestet habe, da ich bereits eine ergonomische Maus habe (siehe oben) und diese einfach besser in meine großen Hände passt. An der Stelle sei kurz angemerkt: Sie ist angenehm, sie seltsam aus, lässt allerdings trotzdem eine natürliche Haltung zu. Aber hier geht es eher um die Tastatur.

Das Ding steht also vor mir und ich bin erst einmal etwas überfordert, weil ich nicht genau weiß, wie ich darauf schreiben soll. Die Erhöhung, welche man einfach magnetisch unten befestigen kann, habe ich dran gepackt, weil in meinen Augen die Haltung dann noch natürlicher wird und dann versucht zu schreiben. »Halöo meib nane isz Marco«… NICE! Erstmal los bloggen. Ne ernsthaft, es fiel mir extrem schwer darauf zu schreiben. An der Stelle sei angemerkt, dass ich nie das 10 Finger-System gelernt habe, sondern mir das schreiben an der Tastatur in Kindheitstagen selbst beigebracht habe. Am Commodore 64…

Wenn man das 10 Finger-System verinnerlicht hat, wird man deutlich weniger Probleme haben, denn die Tastatur ist diesbezüglich aufgeteilt. Da meine Rechte Hand aber ständig T, G oder auch B treffen wollte, hab ich oft in die Lücke gegriffen oder stattdessen Z, H der N genutzt. Umlaute waren für ich zuerst fast unmöglich. Also erstmal Microsoft Word geöffnet und eine komplette A4-Seite geschrieben. Irgendwas. Meine Gedanken. Ergab alles keinen Sinn, hat meinen Kopf aber dazu gebracht, die Tastatur etwas mehr zu verinnerlichen. An der Stelle möchte ich anmerken, normalerweise schreibe ich etwa 90-100 Worte die Minute, wenn ich einfach drauf los tippe. Mit der Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop schrieb ich zu Beginn 30-40 Worte…

Es dauerte tatsächlich gute 3-4 Wochen, bis ich vollkommen normal damit schreiben konnte. Nach etwa 3 Tagen war ich aber mit der Tippgeschwindigkeit wieder vollkommen im Durchschnitt angekommen. Nur dass ich noch ein paar mehr Fehler machte. Aber eines war bereits jetzt spürbar: Die Nackenschmerzen wurden weniger, die Rückenschmerzen sind komplett weg. Also weiter probieren, es muss sich ja lohnen und ein paar Wochen habe ich die Tastatur ja noch.

Zeitsprung, heute

Ich teste die Tastatur jetzt seit etwa 8 Wochen und einiges hat sich bei mir geändert. Seitdem sitze ich deutlich häufiger gerade am Rechner. Außerdem habe ich das 10-Fingersystem etwas besser im Kopf und seit einigen Wochen hatte ich weder Rücken- noch Nackenschmerzen. Auch die Schmerzen im Arm und Handgelenk sind komplett verschwunden. Entgegen meiner Annahmen, hilft eine solche Tastatur- und Maus-Kombination also wirklich. Ernsthaft, ich war sehr skeptisch. Einer der Gründe, warum ich bei Microsoft nach einem Testgerät gefragt habe, statt sie mir einfach zu kaufen. Diese Skepsis ist aber definitiv verflogen

Ich tippe heute wieder gut 80-90 Worte die Minute und den Rest hole ich mir auch noch zurück. Der seltsame Aufbau der Tastatur ist keine Behinderung mehr, sondern eine Bereicherung. Auch programmieren geht damit absolut problemlos. Auch wenn es zu Beginn mehr als seltsam war, als würde man nach vielen Jahren das erste Mal wieder einen Code-Editor öffnen. Ich habe mich sehr an die Tastatur gewöhnt, vielleicht etwas zu sehr. Denn auf meiner Cherry Strait, die ich zuhause noch immer verwende, fällt mir das Schreiben deutlich schwerer. Allerdings sitze ich Zuhause sehr selten am PC, am Notebook geht es deutlich einfacher.

Kritik an der Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop

Es ist nicht alles perfekt. Das wäre ja auch zu schön. Aber mit den Einschränkungen kann ich tatsächlich leben, wenn ich bedenke, dass es mir körperlich dadurch deutlich besser geht. Für den Nachfolger würde ich mir allerdings eines besonders wünschen. Die Tastatur hat Funktionstasten, die offensichtlich in erster Linie für Windows 8 ausgelegt sind, zumindest sind einige davon inaktiv, wenn ich sie mit Windows 10 nutze. Das ist kein Problem, das Problem ist allerdings, dass diese Funktionstasten auf den F-Tasten liegen. Ich nutze gerade während der Arbeit sehr häufig die F-Tasten und hier muss ich mich dann entscheiden.

Denn zu den Funktionstasten gehören leider auch die Lautstärketasten an der Tastatur und die Play-/Pause-Taste. Ich höre während der Arbeit Musik und somit brauche ich die durchaus. Hier gibt es aber nicht wie üblich einen Button den ich drücke, welcher die Funktionstasten aktiviert, sondern einen Schalter oben rechts, mit welchem man die Tasten dauerhaft umschaltet. Will ich eine Seite mit F5 also aktualisieren, begrüßt mich sehr oft Cortana. Will ich hingegen auf Pause machen, öffnet sich gerne mal die Hilfe-Seite einer Anwendung, weil ich jeweils einfach gerade im falschen Modus bin. Hier wünsche ich mir dedizierte Tasten.

Außerdem ist das Numpad nicht an der Tastatur dran. Klingt komisch, ist aber so. Das Numpad wird einzeln mitgeliefert und sieht ein bisschen aus, als würde man einen Taschenrechner neben der Tastatur liegen haben. Das ist für einige sicherlich super, ich brauche das Numpad allerdings sehr sehr häufig und da nervt das schon ein bisschen. Alleine schon, weil es relativ zur Position der Tastatur gerne mal woanders liegt, weil es sehr leicht ist und sich somit gerne mal verschiebt. Gut ist allerdings, dass am Numpad nicht nur eine Taschenrechner-Taste ist (welche es auch auf dem Hauptteil der Tastatur gibt), sondern auch eine Backspace-Taste. Das ist praktisch, wenn man rechnet und nicht immer rüber zur Tastatur greifen möchte.

Fazit

Ich mag die Tastatur. Zur Maus im Paket kann ich wie gesagt nur wenig sagen, weil ich sie nur mal kurz getestet habe, aber sie macht einen guten Eindruck. Die Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop hat etwas gemacht, was ich im Normalfall nicht von einer Tastatur erwarte: Sie hat mein Leben verbessert. Klingt absolut bescheuert, aber ist wirklich so. Meine Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und die Schmerzen im Arm und Handgelenk sind weg. Seit Wochen. Ich dachte immer, ich liege einfach nur blöd, aber es war meine Arbeitsumgebung, die meinen Körper so geschädigt hat. Nun sitze ich häufiger gerade, auch weil man durch die Tastatur immer wieder indirekt dran erinnert wird und meine Schultern und Gelenke sind weniger belastet.

Mit kleinen Einschränkungen kann ich diese Tastatur also empfehlen, welche ich oben nannte. Ich kann sie sogar so sehr empfehlen, dass ich sie mir definitiv selbst holen werde und noch die Zeit auskosten werde, bis die Mail von Microsoft kommt, dass der Testzeitraum vorbei ist (Ich hab Angst vor dem Tag! 😁). Die Tastatur kostet bei Amazon derzeit ohne Maus 85,99€ und mit Maus 91,99€. Da die mitgelieferte Maus alleine mal eben 38,99€ kostet, kann man getrost das komplette Paket nehmen.

Microsoft Sculpt Ergonomic Keyboard bei Amazon
Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop (mit Maus) bei Amazon

Ein Kommentar

  1. Tja, irgendwie bringen mir diese Dinger nichts. Ich sitze täglich extrem lange am PC (Computerarbeitsplatz und dann halt noch zu Hause), habe aber glücklicherweise keinerlei Beschwerden. Ich habe jahrelang diese erste ergonomische Tastatur von Microsoft verwendet, die Bilder findet man nur noch selten im Netz:

    http://monzool.net/blog/2007/10/17/microsoft-natural-ergonomic-keyboard-4000/

    Die obere weiße. Danach auch über zwei Jahre die darunter abgebildete Natural Ergonomic Keyboard 4000. Als die mir zwei Monate nach Ablauf der Garantie kaputt ging, hatte ich die Schnauze voll und bin wieder zurück auf normales Layout.

    Im Prinzip gibt es ja zwei Hauptprobleme bei Tastaturen, die man hier gut sehen kann:

    http://www.ergonomische.de/tastaturen.php

    Dieses komische Einknicken der Handgelenke (Bild 1 mit roten Markierungen) und das nach oben abwinkeln (Bild 2). Witzigerweise habe ich das Problem in Bild 1 überhaupt nicht, wieso sollte ich die Handgelenke so abwinkeln? ich schreibe wunderbar wie auf der ergonomischen Tastatur darunter (also nix einknicken), aber auf einer normalen Tastatur (ich schreibe 10 Finger blind, hab da vor Urzeiten mal so einen Selbstlernkurs gemacht, noch auf Windows 3.11 ;) ). Und seitdem es so extrem flache Tastaturen wie die Strait gibt, hat sich im Prinzip das nach oben abwinkeln auch erledigt. Vielleicht ist mein Kniff auch, dass ich meine Tastatur so weit hinten auf dem Tisch stehen habe, dass meine kompletten Unterarme samt Ellenbogen auf dem Tisch komplett aufliegen. Wenn ich andere sehe, die quasi mit „schwebenden Armen“ tippen – kein Wunder, dass die krank werden. Und dann die ganzen Hipster, die in irgendwelchen Cafes ihren Lifestyle damit finanzieren, da komplette Projekte auf Laptops durchzuziehen – da ist aus ergonomischer Sicht Hopfen und Malz sowieso verloren.

    Ich schweife ab. Ich will hier auch niemanden ergonomische Tastaturen madig machen, die funktionieren für viele wahrscheinlich sehr gut und helfen. Aber manchmal reicht es vielleicht auch schon, die eigenen Arbeitsbedingungen mal grundlegend zu analysieren, sich selbst zu beobachten, manchmal helfen schon kleine Änderungen eine Menge.

    Die „alte“ ergonomische Tastatur von Microsoft, die Natural Ergonomic Keyboard 4000, kann ich übrigens durchaus empfehlen, mir sind solche Schlachtschiffe auf dem Schreibtisch aber mittlerweile einfach zu mächtig. Normalerweise ist Hardware von Microsoft extrem robust, ich hatte vermutlich nur Pech. Ich hatte unter anderem auch die zweite von Microsoft auf den Markt gebrachte optische Maus überhaupt, die hab ich nach 10 Jahren voll funktionierend entsorgt, weil die in der Zeit sowas von ranzig geworden ist, das es nicht mehr zu ertragen war. Aber funktioniert hat die wie am ersten Tag. Es ist ein bisschen eine Ironie der Geschichte, das (bei mir und in meinem Umfeld) Microsoft-Hardware einen bedeutend besseren Ruf als deren Software hat.