Ein paar Gedanken zu Windows 10 Cloud

Dieser Beitrag wurde vor mehr als 6 Jahren veröffentlicht. Daher kann es sein, dass sein Inhalt oder ein Teil davon nicht mehr aktuell ist.

Seit einigen Tagen geht etwas durch die Windows-Szene, was recht interessant klingt. Genannt wird dieses etwas Windows Cloud oder Windows 10 Cloud. Erster Gedanke von mir war, dass hiermit vielleicht einfach eine neue Version von OneDrive gemeint ist oder eine Streaming-Version von Windows 10. Klingt beides logisch und das eine wäre konsequent, das andere in manchen Situationen extrem praktisch (Aber der Tod für Continuum). Windows Cloud (Ich lasse die 10 im Folgenden einfach mal weg) ist etwas komplett anderes und das Konzept kommt einem auch recht vertraut vor.

Windows 10

Windows Cloud ist eine abgespeckte Version von Windows 10, welche nicht dazu in der Lage ist, herkömmliche Programme zu installieren. Was man dann damit soll? Das ist die große Frage. Ergibt es Sinn, wenn Windows 10 auf einmal ausschließlich auf den Store beschränkt ist? Und inwieweit beschränkt, denn die Rede ist davon, dass ausschließlich UWP-Apps, also Universal-App für Windows 10, möglich sein sollen. Hierbei ist die Frage, ob damit generell die gesamte UWP-Plattform zählt oder wirklich nur die Apps. Denn zur Plattform gehören mittlerweile auch „normale“ Programme, vorausgesetzt sie liegen im Windows Store.

Es kann funktionieren, muss aber nicht…

Wenn Microsoft Windows Cloud in der Form rausbringen sollte (Was ich grundsätzlich erst einmal befürworte), muss der Store definitiv besser werden. Nicht nur die Windows Store App an sich – welche nach wie vor eine Zumutung ist, wenn man sie mit anderen Stores vergleicht – sondern insbesondere das Angebot. Von allen Anwendungen, welche ich regelmäßig auf Arbeit offen habe, ist nur eine davon eine UWP-App. Als Browser nutze ich Opera. Als Mail-Programm für die wichtigen Arbeits-Mails nutze ich Outlook 2016. Der Code-Editor ist Sublime Text 3. Dazu kommen Spotify, Telegram, HeidiSQL und FileZilla. Ab und an dann noch Paint.NET (nicht zu verwechseln mit Paint) und Visual Studio. Zu guter Letzt ist als privater Mail-Client die Windows 10 Mail-App da.

Schaut man sich das also so an, könnte ich mit Windows Cloud derzeit nicht arbeiten, weil es von 10 Anwendungen 9 eben keine UWP-Apps sind, lediglich die Windows 10 Mail-App gilt als UWP-App. Auch wenn programmieren hier sicherlich etwas spezieller ist, ist es dennoch wichtig. Insbesondere für Microsoft da Programmierer schlichtweg benötigt werden, um neue Apps für diese Plattform zu schreiben. Klar, Briefe schreiben könnte ich auch mit Word Mobile. Mails schicken auch per Mail-App. Und Excel-Tabellen gehen auch in vielen Fällen mit Excel Mobile. Aber weiteres arbeiten eben nicht, wenn dies über sehr einfache Aufgaben hinaus geht.

Erschwerend kommt eben dazu, dass keine der genannten Apps aus dem Store kommt – bis auf die Windows 10 Mail App. Auch nicht als Desktop-Variante. Noch nicht einmal Microsofts eigenes Outlook/Office kommt aus dem Windows Store. Wenn nicht einmal Microsoft all seine Anwendungen in den Windows Store bringt, warum sollten andere Entwickler sich die Mühe machen? Wenn nicht einmal Microsoft seine UWP-Apps ernst nimmt, warum sollten es andere Entwickler machen?

Microsoft muss die Entwickler motivieren

Mir ist vollkommen bewusst, dass es nicht Microsofts Aufgabe ist, das Problem komplett alleine zu lösen. Allerdings ist es Microsofts Aufgabe die Entwickler zu motivieren, dass das Problem gelöst werden kann. Ich sehe keinen Grund, der gegen einen Code-Editor, FTP- und SQL-Programme oder auch Browser als UWP-App spricht. Auch sehe ich keinen Grund, warum man diese Apps nicht einfach als normale x86-Anwendungen in den Windows Store bringen kann. Allerdings sehe ich für die Entwickler aber eben keinen Grund, genau das zu tun. Klar, für die Nutzer ist es definitiv besser, aber für die Entwickler oftmals nicht.

Nehmen wir meinen Code-Editor Sublime Text 3. Dieser ist kostenlos nutzbar, kann aber eben auch gekauft werden, um Hinweise darauf zu entfernen, dass man doch die Entwickler von Sublime Text unterstützen sollte. Das kostet dann 70$. Vollkommen nachvollziehbarer Preis. Von diesen 70$ geht ein kleiner Betrag an PayPal, das ist vernachlässigbar für Viele. Wäre die App allerdings im Store, müsste der Kauf auch über diesen abgewickelt werden und dann gehen 30% von diesen 70$ mal eben an Microsoft und beim Entwickler kommen nur noch 49$ an. Ohne dass dieser einen ernsthaften Vorteil davon trägt.

Microsoft muss den Entwicklern einen Ansporn geben, damit das werden kann, sonst ist Windows Cloud genauso eine Todgeburt wie Windows RT, obwohl beides einen verdammt guten Ansatz verfolgt.

Für Windows Cloud wäre definitiv Platz

Ich sehe Windows Cloud definitiv als gute Version. Vorausgesetzt natürlich die App-Problematik löst sich irgendwann. Denn was ist besser, als ein Betriebssystem, was man nicht kaputt machen kann? Kein Zugriff auf die Registry, keine Downloads, welche den Rechner kaputt machen. Kein zugemüllter Rechner, weil mit irgendeinem Setup mal wieder 200 AddOns, Pseudoantivirenprogramme und Toolbars dazu gekommen sein. Es wäre ein Windows, welches man nicht (oder nur sehr wenig) warten müsste und das wäre großartig für viele Nutzergruppen.

In Unternehmen, könnte man so die installieren Anwendungen stark beschränken (Unternehmens-Stores gibt es für Windows 10 ja bereits eine Weile) und somit die IT komplett entlasten. In Schulen könnten die Schüler dann keinen Mist mehr mit den Rechnern machen, wie es in meiner Schulzeit damals gerne passiert ist. Aber auch im privaten Bereich wäre das durchaus denkbar. Eltern oder Großeltern, aber auch Jugendliche und Kinder, welche von Technik eben nicht die geringste Ahnung haben, könnten einen Windows Rechner nutzen, ohne dass sie etwas kaputt machen können.

Das stelle ich mir gerade für kleine günstige Notebooks oder Tablets auch sehr angenehm vor, die Zielgruppe, welche von Windows RT damals schon bedient wurde. Der Markt wäre also auf jeden Fall da, allerdings muss Microsoft es eben schaffen, dass Entwickler darauf anspringen. Schaffen sie das nicht, wird Windows Cloud genauso schnell wieder eingestellt wie Windows RT, obwohl der Gedanke bereits vollkommen richtig ist.

4 Kommentare

  1. Ein sehr schöner und zukunftsorientierter Beitrag von dir, vor allem, an diesem Satz sollte sich Microsoft mal orientieren und in die Tat umsetzen: „Denn was ist besser, als ein Betriebssystem, was man nicht kaputt machen kann? Kein Zugriff auf die Registry, keine Downloads, welche den Rechner kaputt machen. Kein zugemüllter Rechner, weil mit irgendeinem Setup mal wieder 200 AddOns, Pseudoantivirenprogramme und Toolbars dazu gekommen sein. Es wäre ein Windows, welches man nicht (oder nur sehr wenig) warten müsste und das wäre großartig für viele Nutzergruppen.“

  2. Auf jeden Fall ist eine cloudbasierte Variante eines Betriebssystems eine interessante Sache. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass sich das bei den Heimanwendern durchsetzt. Die Menschen „arbeiten“ daheim am Notebook, oder am Stand-PC. Auch wenn es natürlich eine tolle Idee ist, sein Betriebssystem überall erreichen zu können, so besteht meiner Meinung nach der Bedarf nicht. Die User, die unterwegs Zugriffe brauchen realisieren das mit dem Smartphone und die, denen das zu klein ist, haben ein Tablet. Ohne ein entsprechendes Device ist ein Zugriff in die Cloud ja auch nicht möglich. Also bringt die Windows Cloud unterwegs auch nicht viel.
    (Sublime ist übrigens ein richtig guter Editor, den nutze ich auch. Mit Plugins kann man ihn übrigens noch aufwerten und z.B. mit Redmine verknüpfen. )

    • Ich glaube, du verstehst hier ein bisschen etwas falsch. Ist dir definitiv nicht zu verübeln, wenn Windows Cloud ist ein recht ungünstiger Name, allerdings eben auch noch kein fertiges (oder überhaupt angekündigtes) Produkt, also sicherlich nur ein Arbeitstitel. Das System ist dennoch offline installiert und lässt sich nicht über die Cloud spiegeln oder abrufen. Ist der Rechner aus, ist auch der Zugriff auf das System nicht da. Die Beschränkung ist hier, dass man bei Windows Cloud eben ausschließlich Store-Anwendungen installieren kann. Download-Portale wie die von CHIP und Co., welche dir Unmengen an Bloatware mitliefern, können so die Rechner unerfahrener Nutzer nicht mehr kaputt machen. Das ist der eigentliche Vorteil.

      Windows Cloud ist an sich ein geschlossenes System, wie Windows Mobile oder iOS. Nur eben am Rechner. Hat definitiv Nachteile, aber auch sehr große Vorteile. Und für die Nachteile gibt es ja dann noch immer Windows 10 (Home oder Pro). Meine Vermutung ist ja, dass Windows Cloud ein kostenloses Windows wird, was die Hersteller auf ihre Rechner installieren können, welches der Nutzer dann über den Store zu einem vollwertigen Windows machen kann, sollte man denn je an die Grenzen des benötigten stoßen. Sollte der Store irgendwann wichtige Anwendungen wie Spotify oder andere Browser beinhalten, dann sollte das für die meisten auch nicht das geringste Problem sein.

      • Alles klar. Ich dachte an ein gestreamtes Betriebssytem, das man on demand lädt. Wäre aber auch eine feine Sache.
        Der Arbeitstitel Cloud ist tatsächlich etwas irreführend ;)