Ein Jahr Nintendo Switch – Ein guter Start und dann?

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Die Nintendo Switch wurde ein Jahr alt (Yeeey 🎉). Derzeit liest man überall Geschichten, wie die Nintendo Switch das Leben von Menschen verändert hat, wie es Menschen dazu bewegt hat zu zocken, obwohl sie sowas vorher nie gemacht haben und vor allem, dass man dankbar ist, dass Nintendo endlich wieder auf dem Heimkonsolen-Markt vertreten ist. Auch ich hatte vor einer Weile etwas in diese Richtung geschrieben. (Zum Beitrag Hallo Nintendo, danke für die Switch) Meine Sicht auf die Nintendo Switch hat sich die letzten Monate ein bisschen geändert und das nicht unbedingt zum Positiven.

Als kleiner Disclaimer muss ich sagen, ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Nintendo Switch vom Konzept her eine grandiose Idee ist. Nintendo Labo beweist das zum Beispiel nur noch einmal mehr. Mir kann auch niemand die Momente wegnehmen, die ich mit Breath of the Wild oder I am Setsuna hatte. Dennoch habe ich bei der Switch mittlerweile immer wieder einen faden Beigeschmack, welcher mir zum Beispiel auch die Wii U nach einer Weile kaputt gemacht hat.

Die Spiele auf der Nintendo Switch

Bevor hier direkt manche an die Decke gehen und davon ausgehen, dass es mir um die Spiele geht, dann muss ich hier direkt etwas entschärfen. Ja, ich habe derzeit nichts auf der Nintendo Switch, was mich extrem interessiert, aber das ist nicht zwingend mein Problem. Erst recht habe ich kein Problem mit den ganzen Remasters auf der Switch, im Gegenteil. Die Wii U ist auf beeindruckende Weise gefloppt, obwohl sie einige wirkliche Perlen hatte. Das führt eben auch dazu, dass diese Perlen von vielen Menschen nie gespielt wurden.

Bereits jetzt hat sich die Switch häufiger verkauft als die Wii U und ich würde es Nintendo eher negativ anrechnen, wenn sie die guten Spiele der Wii U nicht nochmal für die Nintendo Switch rausbringen würden. Explizit warte ich sogar auf ein bestimmtes Spiel, welches ich auf der Wii U geliebt habe, aber lange nicht mehr spielte, weil ich einfach Pickel kriege, wenn ich an die Software der Wii U denke. (Hyrule Warriors ist übrigens gemeint.) Und auch neben den Remakes gibt es in meinen Augen viele verdammt interessante Spiele auf der Switch, die sicherlich mit für die guten Verkaufszahlen verantwortlich sind.

Dass diese Spiele nicht meinen Geschmack treffen, ist auch nicht Nintendos Schuld. Mein Problem mit den Spielen ist derzeit lediglich der Nintendo eShop. Das Ding ist eine Zumutung, wenn man versucht ein bisschen nach Spielen zu suchen.

Die Software der Nintendo Switch

Und da sind wir auch schon bei meinem größten Problem mit der Konsole. Die Software. Wer hier bereits ein bisschen mitliest, wird mich jetzt sicherlich direkt unterbrechen wollen und auf meine Aussagen vor etwas 9 Monaten hinweisen wollen. Allerdings schrieb ich auch »Die Switch macht alles besser, als die Vorgänger, hat aber eben softwaretechnisch noch einen weiten Weg vor sich.« (An der Stelle möchte ich kurz das alles zu einem vieles korrigieren) und das ist auch heute noch wahr. Also vor allem der letzte Teil, denn wenn wir mal ehrlich sind, hat sich seitdem einfach nicht viel getan.

Ja, man kann jetzt Videoaufnahmen zusätzlich zu Screenshots machen, wenn das Spiel das unterstützt. Ja, man kann jetzt seine Spieldaten auf eine andere Nintendo Switch übertragen, aber verliert dabei den Spielstand auf der alten Switch. Und wenn wir mal ehrlich sind, waren das die zwei großen Updates, die in dem einen Jahr auf der Switch passierten. Es gab viele Kleinigkeiten, es wurde einiges verbessert. Aber gefühlt jeder Kritikpunkt ist nach wie vor da.

Der Nintendo eShop

Der eShop ist noch immer extrem unübersichtlich. Das war damals kein Problem, es gab schließlich unter 50 Spiele, das hat sich aber rasch geändert. Dadurch dass jeder für die Switch entwickeln kann und Nintendo auch jeden rein lässt, hat man unfassbar viel Schrott im Store, der dann auch noch zu Mondpreisen angeboten wird. Positiv anmerken muss man allerdings, dass es für viele Spiele ein Demo gibt. Nicht für den eben erwähnten Schrott, aber wenn man mal irgendwo eine Perle findet, stehen die Chancen gut, dass man diese vorher testen kann.

Dazu kommt leider auch, dass die Filter nicht viel wert sind. Man kann über die Suche nach Genres filtern, allerdings werden diese von Nintendo weder überprüft noch selbst beachtet. Suche ich nach einem RPG habe ich über 100 Treffer, darunter sind aber viele Puzzle Games, Roguelikes, Strategiespiele und andere Genres die nicht mal mit gutem Willen etwas mit Rollenspielen zu tun haben. Das macht es extrem schwer, gute Spiele zu finden. Dadurch, dass es kein Bewertungssystem gibt (aber hey, immerhin kann man News bewerten 🙄), kann man hier noch nicht einmal versuchen die guten Spiele zu finden.

Das Online-Erlebnis

Dazu kommt der ganze Online-Kram der Switch, der auf einem Level der ersten Xbox ist, wenn man ein Auge zudrückt. Es gibt nach wie vor nicht die Möglichkeit nach Freunden zu suchen, sondern hantiert noch immer mit Freundescodes herum. Es gibt nach wie vor keine Möglichkeit über die Konsole mit jemandem zu kommunizieren. Es gibt keine Möglichkeit seine Leistungen mit Freunden zu vergleichen oder irgendetwas, was einem beim Spielen anspornt.

Ich habe bis heute nicht die 120 Schreine bei Breath of the Wild gemacht und sicherlich auch nicht die 900 Krogs gesammelt. Nicht weil es keinen Spaß macht, sondern weil es mir nichts bringt. Man mag Achievement-Systeme für blöd halten und selbst nicht nutzen, für viele Spieler sind sie aber ein Ansporn. Ich sehe was meine Freunde schaffen und fühle mich angespornt besser zu werden. Ich sehe, dass ich eine Belohnung dafür bekomme, wenn ich eine sinnlose Aufgabe mache, also mache ich sie. Einige Teile in Spielen entdeckt man erst dadurch, dass man ein unerledigtes Achievement sieht.

Solche Dinge fehlen mir und bringen mich oft dazu, einen Kauf auf einer anderen Plattform zu bevorzugen oder ein Spiel gar nicht erst zu kaufen. Sonic Mania zum Beispiel ist seit langem auf meiner Liste, aber ich möchte es auf der Switch spielen. Ich möchte aber eben auch die Achievements davon verdienen, was nur auf anderen Plattformen geht. Das ist etwas das mich nervt, besonders da es einfach Industriestandard geworden ist ein solches Belohnungssystem zu haben.

Generell fehlt vieles auf der Nintendo Switch, was teilweise seit einem Jahrzehnt absoluter Standard ist und selbst bei Nintendo bereits besser gelöst war (Spielzeit-Tracking zum Beispiel) und dass es nicht voran geht, frustriert mich. Man scheint sich darauf auszuruhen, dass die Switch sich gut verkauft, während man bei Microsoft zum Beispiel jeden Monat was neues beeindruckendes zu berichten hat. Ich mag es nicht, wenn sich jemand auf Erfolg ausruht und das macht eine Firma für mich unsympathisch. An der Stelle auch einen lieben Gruß an Sony.

Die Performance der Nintendo Switch

Der letzte Kritikpunkt ist ein relativer Punkt, denn hier ist meine Kritik eher Nintendos Marketing. Die Nintendo Switch wird als Heimkonsole vermarktet, welche man mitnehmen kann. Das ist aber einfach Unsinn, egal wie oft Nintendo das wiederholt und wie sehr man möchte, dass es wahr ist. Die Nintendo Switch ist ein Handheld mit einer Docking Station. Dass man es so nicht positioniert ist nachvollziehbar, denn schließlich würde man sie damit gegen den Nintendo 3DS positionieren und das wäre marketingtechnisch vermutlich suboptimal, allerdings ist es gerade nicht viel besser.

Mein Problem mit dieser Marketingentscheidung ist, dass Nintendo in der Switch einen sehr schwachen Prozessor für Tablets aus der letzten Generation verwendet. Beeindruckend optimiert und für viele Dinge mehr als ausreichend, aber hiermit positioniert man sich sehr weit weg von anderen Heimkonsolen, mit denen man allerdings zwangsläufig in Konkurrenz steht, wenn man die Switch als Heimkonsole vermarktet.

Das resultiert zusätzlich in Portierungen von Spielen, für die selbst die Standard-Modelle der Xbox One und PlayStation 4 teilweise zu schwach sind. Es ist zwar durchaus unfassbar cool, dass man Doom unterwegs spielen kann, aber selbst wenn man unter die niedrigsten PC-Einstellungen geht, ruckelt es hier regelmäßig wie Blöde und das ist bei so einem schnellen Spiel einfach unzumutbar. Wäre es als Handheld positioniert, gäbe es dieses Spiel sicherlich auch, allerdings wäre es deutlich mehr angepasst, da man den Fokus auf diesen Modus legt und der TV-Modus ein Zusatz ist, aber nicht das Hauptaugenmerk.

Viele Spiele, die direkt von Nintendo kommen, laufen nicht auf einer nativen Full HD-Auflösung, weil die Konsole das einfach nicht sauber darstellen könnte. Statt sich auf etwas schlechtere Grafik einzulassen, die auf einem Handheld kein Problem wäre, steht gefühlt immer der TV-Modus im Fokus und man scheint zwanghaft zu versuchen, über die Grenzen der Konsole zu gehen. Das ist einfach Schade, denn die Nintendo Switch könnte in so vielen Punkten besser dastehen, wenn sie nicht permanent auf ein Level mit der stärkeren Konkurrenz gehoben wird.

Das Fazit nach einem Jahr

Die Nintendo Switch ist nach wie vor ein beeindruckendes Stück Technik. Nicht von der Leistung her, nicht von den Spezifikationen her, sondern die Idee dahinter. Nintendo hat bewiesen, dass man neben dem Einheitsbrei der normalen Konsolenlandschaft auch noch etwas wagen kann und einfach mal ein Risiko eingehen kann. Das Problem? Man scheint durch den Flop der Wii U zu vorsichtig gewesen zu sein. Lieber etwas weniger und dann schauen, ob das Konzept aufgeht. Lieber etwas schwächere Hardware und dadurch den finanziellen Verlust bei einem weiteren Flop nicht allzu groß zu werden.

Nur „leider“ war die Switch kein Flop. Alle fanden die Idee großartig und nun steht Nintendo mit seinem falsch vermarkteten Handheld da setzt mehr Geräte ab, als sie sich hätten Träumen lassen können. Dadurch dürfte der gesamte Zeitplan für die Weiterentwicklung aus dem Ruder gelaufen sein und man versuchte sich an provisorischen Lösungen, bis man irgendwann gar nichts mehr machte. Das ist schade und ich hoffe einfach, dass Nintendo in den kommenden Wochen oder Monaten etwas Großes ankündigt. Bis dahin ist mein Fazit leider:

Ich habe über 400€ für ein neues Zelda bezahlt und bereue es nach wie vor kein bisschen. Dennoch hatte ich mir erhofft, dass damit noch mehr dazu kommt. Die Nintendo Switch war definitiv kein Fehlkauf für mich, aber sie war auch nicht das, was ich mir erhofft habe. Nintendo hat auf halber Strecke angefangen sich auszuruhen und seit dem Launch der Konsole, hat sich einfach nicht mehr viel getan. Dafür gibt es extrem viele Spiele, die man aber lieber irgendwo extern recherchiert, denn der Nintendo eShop hilft dabei nur bedingt.

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