Games dieser Dekade – Tür 12: Final Fantasy XV

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Über Final Fantasy XV habe ich im Vorfeld viel gehört. Es ist kein gutes Final Fantasy. Es sei schlecht aufgrund seiner komplett männlichen Protagonisten. Es hat keine gute Story und so weiter. Ich persönlich fand immer, es sieht interessant aus und im Endeffekt waren das ein paar wenige laute Menschen, die einfach genug Reichweite hatten, wie man auch auf den Zahlen bei Metacritic und OpenCritic sieht.

Final Fantasy XV – Die Protagonisten

Es mag ein schlechtes Final Fantasy sein. Schließlich bricht es mit so vielen Regeln, welche die Serie seit Jahrzehnten aufgestellt hat und beliebt macht. Aber es ist ein fantastisches und hervorragendes Spiel. Ich persönlich finde sogar, dass es ein gutes Final Fantasy ist und diese Überarbeitung der Serie gut getan hat. Ebenso hoffe ich, dass Final Fantasy XVI hier einfach weiter macht und man nicht wieder zurückfällt auf die früheren Elemente.

Diese hatten jahrelang ihre Berechtigung. Aber wie bei fast Allem, ist es oftmals nicht schlecht, wenn man hier und da mal etwas Neues probiert. Das hat man hier erfolgreich geschafft, nachdem die Entwicklungsgeschichte des Spiels ja dann doch eher chaotisch ist und eigentlich keiner mehr so richtig daran geglaubt hat, dass das Spiel jemals erscheint.

Die Entwicklungsgeschichte von Final Fantasy XV

In folgendem Video wird die Geschichte ein bisschen zusammengefasst. Der Witz? Das Video ist neun Jahre nach der Ankündigung erschienen und es sollte ab da noch 1½ Jahre dauern, bis es überhaupt erscheint – am 29. November 2016 und somit über 10 Jahre nach der Ankündigung.

Das Video ist auf englisch und mit 22 Minuten relativ lang für diese Zeit. Daher versuche ich den Inhalt mal kurz zusammenzufassen.

Final Fantasy XV wurde 2006 zusammen mit Final Fantasy XIII angekündigt und hieß damals noch Final Fantasy Versus-XIII. Es sollte also einen düsteren Gegenpart zu dem 13. Teil der Serie bilden. Ebenso sollte das spiel exklusiv für die PlayStation 3 erscheinen. Bereits 2007 gab es Gerüchte, dass die Entwicklung des Spiels pausiert wurde, was von den Verantwortlichen allerdings massiv runtergespielt wurde. Man konzentriere sich mehr auf andere Titel, aber ein paar Leute arbeiten noch dran. 2008 wurde dann ein Trailer gezeigt, indem Stella vorgestellt wurde. Eine Art Antagonistin, die später nicht nur eine komplett andere Rolle, sondern auch einen neuen Namen bekommen sollte.

Danach gab es erstmal drei Jahre lang nichts. Also gar nichts. Final Fantasy XIII erschien derweil im Dezember 2009, von Versus-XIII fehlte aber jede Spur. 2010 wurde dann Final Fantasy XIII-2 angekündigt. Zusätzlich noch Final Fantasy XIV, welches als MMO kläglich scheiterte und 2013 nochmal komplett neu aufgelegt wurde. Darunter litt allerdings die Entwicklung anderer Spiele, wie z.B. Final Fantasy Versus-XIII. 2011 gab es dann nochmal einen Trailer, der kurz ein bisschen Gameplay zeigte, das Kampfsystem andeutete und eine Open World andeutete

2012 gab es die nächsten Gerüchte, dass es komplett eingestellt wurde, was aber schnell dementiert wurde. Dennoch hörte man ein weiteres Jahr nichts dazu. Bis dann auf der E3 2013 der große Knaller kam. Final Fantasy Versus-XIII heißt auf einmal Final Fantasy XV, kommt nicht mehr für die PS3 sondern PS4. Zudem ist es nicht mehr exklusiv, sondern erscheint auch für die Xbox One und sieht um ein Vielfaches besser aus. Es gibt einen riesigen Trailer. Zeitgleich wurde dann 2013 auch Kingdom Hearts 3 angekündigt, welches dann im Januar 2019 erschien. Achja, Ende des Jahres erschien noch Final Fantasy XIII-3, welches den Namen Lightning Returns: Final Fantasy XIII bekam.

Und ein weiteres Jahr komplette Stille. Auf der E3 2014 gab es wieder nichts und neue Gerüchte kamen hoch, dass es eingestellt wird. Dafür gab es auf der Tokyo Game Show dann große Ankündigungen: Der Hauptverantwortliche wird von dem Projekt abgezogen und geht zu Kingdom Hearts 3. Zudem wurden die Protagonisten alle vorgestellt, Stella heißt auf einmal Luna Freya und ist keine Antagonistin mehr, sondern die Prinzessin, welche der Protagonist heiraten soll.

Der Rest ist Geschichte. Final Fantasy XV erschien am 29. November 2016, sah um ein Vielfaches besser aus, als jeder erwartet hatte und war ein Erfolg. Wenngleich es auch viel Kritik gab, wie ich ja bereits zu Beginn des Beitrages andeutete. Ein paar DLCs folgten und das Spiel kam später auch noch auf den PC und wurde für die PS4 Pro und Xbox One X angepasst. Eine mobile Version kam zusätzlich noch auf die Nintendo Switch.

Fantastische Welt, viel Liebe zum Detail

Ich selbst habe mich dieses Jahr mit dem Spiel beschäftigt. Ich wollte warten bis alle DLCs draußen sind und die Entwicklung des Spiels wirklich abgeschlossen ist. Und ich habe es nicht bereut. Auf der Xbox One X sieht es einfach unfassbar gut aus. Das gesamte Gameplay ist unglaublich gut ausgearbeitet, die Charaktere sind liebevoll gestaltet und glaubhaft und wenn man mal vom fragwürdigen Arbeitsoutfit der Mechanikerin Cidney absieht, habe ich auch ehrlich nichts wirklich zu kritisieren.

Selbst die deutsche Synchronisation fand ich persönlich sehr gut gemacht. Außer die Stimme von eben erwähnter Mechanikerin, welche einfach mal so klingt, wie eine 50-Jährige Truckerbraut. Es passt nicht zu ihrer visuellen Präsentation, aber auch da gewöhnt man sich dran.

Ich habe viele Stunden in das Spiel gesteckt und die Welt erkundet. Dennoch habe ich das Gefühl ich hab nicht genug bekommen. Nicht weil es zu wenig gab, sondern weil das was es gab so gut war, dass ich gerne einfach noch weitere hundert Stunden investiert hätte.

Erst offen, dann linear

Final Fantasy XV ist das genaue Gegenteil im Gameplay zu Final Fantasy XIII. Überraschung, es sollte ja schließlich ein Gegenpart sein. Final Fantasy XIII ist zu Beginn extrem linear und öffnet sich nach hinten raus etwas mehr. Final Fantasy XV ist komplett Open World, man kann machen was man möchte. Storybedingt wird das aber zum Schluss hin immer linearer und geschlossener. Das ist prinzipiell nichts Negatives, denn es ergibt erzählerisch Sinn. Dennoch war es etwas schade, dass ich von jetzt auf gleich nicht mehr frei mit meinem Squad durch die Gegend fahren konnte.

Ab einem gewissen Punkt schlägt die lockere und fröhliche Stimmung des Spiels aber auch komplett um. Ich erinnere mich an eine Szene, welche ich aus Spoilergründen nicht erwähnen werde, nach der meine Laune komplett im Eimer war. Ich empfand es als unerwartet und das Spiel war für mich auf einmal ein komplett Anderes. Es war nicht schlechter, in keiner Sekunde. Es war einfach nur sehr sehr viel trauriger, bedrückender, dunkler… Ab hier schränkte sich auch die Freiheit ein und das ist der Punkt, an dem es erzählerisch Sinn ergab.

Ehrlich, nach diesem Event hatte ich gar keine Lust mehr locker durch die Gegend zu fahren, Schabernack zu treiben und so zu tun, als wäre alles total unbeschwert. Denn das war es nicht mehr. Aber ab hier wurde die Story richtig gut. Nicht, dass ich sie vorher schlecht fand, aber in der Natur von Open World-Spielen liegt es nunmal, dass die Story nebensächlich ist. Sie ist Mittel zum Zweck. Das war bei Final Fantasy XV nie so richtig der Fall, aber doch hätte man die letzten Teile der Story nicht mehr in einer Open World erzählen können.

Viele Emotionen, in alle Richtungen

Ich hab viel gelacht, ich hatte unfassbar viel Spaß mit dem Spiel. Ich musste oft die Augen rollen, weil irgendwer aus meinem Squad einen super flachen Witz gemacht hat. Und ich war irgendwann todtraurig. Mehrere Male. Final Fantasy XV darf sich nun auch in die kleine Reihe Spiele einfügen, bei deren letzten Minuten ich in Tränen ausbrach. Einmal vor Erleichterung, aber auch weil alles Negative und Positive der letzten Stunden reflektiert wurde.

Alleine deswegen war es für mich schwer, das Spiel nicht in die Top 10 zu hieven. Aber wenn ich diese Liste hier vor den Top 10 chronologisch ordnen würde, wäre es definitiv auf Platz 11 bzw. würde sich den zehnten Platz mit dem eigentlich zehnten Platz teilen.

Ich kann zumindest keine der Kritikpunkte, von der lauten Minderheit verstehen. Das einzige, was sich das Spiel ankreiden lassen kann ist, dass die Protagonisten alle männlich sind. Aber wenn man es so sieht, hatte man mit Final Fantasy X-2 auch damals bereits eine komplett weibliche Gruppe. Dennoch hätte man einen der Charaktere vermutlich gut zu einer Frau umarbeiten können.

Wobei das auch schwierig ist. Hätte man Gladiolus genommen, wäre sie vielen wiederum nicht weiblich genug, da er der große Starke ist. Hätte man Ignis genommen, hätten viele den Sexismus kritisiert, da er der Koch der Gruppe ist. Und hätte man Promto genommen, wäre es wieder kritisch weil er der naive, niedliche der Gruppe ist. Also wieder eine klischeehafte falsche Darstellung einer Frau.

Einzig Noctis hätte als weiblicher Hauptcharakter funktioniert. Aber dadurch, dass das Spiel als Final Fantasy Versus-XIII geplant war und Lightning hier als weiblicher starker Hauptcharakter hervorsticht kann ich hier die Entscheidung zu einem männlichen Hauptcharakter vollends verstehen. Ein schwieriges Thema, welches man durchaus kritisieren kann. Aber ich finde nicht, dass es die komplette Meinung des Spiels beeinflussen sollte.

Ich bin auf jeden Fall zufrieden, wie das Spiel sich entwickelt hat und hatte viel Spaß. Manchmal denke ich drüber nach es erneut zu spielen und kann nur jedem empfehlen, der ein paar (100) Stunden übrig hat, sich das Spiel mal anzusehen. Es hat mir viel Freude bereitet.

2 Kommentare

  1. Oh mann, das ist ein ehrlicher Bericht. Schön, dass du zu deinen Tränen stehst, das macht deinen Text umso menschlicher. Und toll, wenn Spiele das erreichen können, ich glaube fast als Entwickler würde mir kein schöneres Lob einfallen, wenn mir jemand schreiben würde, dass er dermaßen gerührt und berührt war.
    Ich habe Sohnemann hin und wieder bei FFXV am PC über die Schulter geschaut und ja, es sieht richtig richtig gut aus. Aber ich habe länger kein FF gespielt muss ich dazu sagen. (Ähem, wenn ich ehrlich bin reizte mich das Genre oder die Serie irgendwann nicht mehr so sehr, so dass mein letztes Final Fantasy eigentlich *psst* FF… öhm… VIII auf meiner grauen Playstation war. Oops). Heute fehlt mir einfach die Zeit dafür 😁
    Aber aus meiner persönlichen Sicht, würde ich sagen, was ich gesehen habe, machte spielerisch wirklich einen frischeren Eindruck auf mich als die Serie damals, jedenfalls wie ich sie in Erinnerung habe.

    Bei deiner Aufzählung, welches Chaos, welche Verschiebungen und Änderungen dem Spiel vorauseilten, und fraglich war, ob es überhaupt jemals erscheinen würde, kam ich sogar beim Lesen richtig in Stress 😨 Tolle Details und Hintergrundinfos, danke schön. Ich finde so etwas sehr interessant ☺️ Vielleicht auch gerade deshalb, weil ich nicht die Zeit habe, mich selbst hinzusetzen.

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  2. Kann mich Tobi nur anschließen. Wieder ein super Beitrag mit vielen Emotionen geschrieben.❤️💚 Ich hatte FF auch mal vor Jahren gespielt, auf meiner PlayStation 1 und war damals schon von der Story und der schönen Fantasiewelt begeistert. Die Entwicklung vom Design über die Jahre, hat wirklich traumhafte Maße angenommen und ist wunderschön anzusehen.

    Als ich deinen Beitrag las, musste ich zeitweise schmunzeln, weil ich an den BER dachte. Die Eröffnung wurde ja auch hundertmal und über Jahre verschoben. Ob die Eröffnung vom Flughafen dieses Mal klappt? Soll ja im Oktober 2020 endlich so weit sein. 😁 Es bleibt also spannend!

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