Games dieser Dekade – Tür 7: Life is Strange

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Mit Life is Strange gehen wir wieder in eine Richtung von Spiel, welche weniger Gameplay beinhaltet, als ein handelsübliches Spiel. Genau deswegen ist es aber auch so zugänglich. Wer Telltale Games kennt, der kennt auch das Genre von Life is Strange. Man spielt eine feste Story, mit bestimmten Entscheidungen, welche sich dann auf den späteren Spielverlauf teils maßgeblich auswirkt. Dabei erlebt man eine unfassbar traurige Geschichte, von der ich allerdings auch einfach nicht genug kriege.

Life is Strange – Max und Chloe

Um in die Stimmung von des Spiels zu kommen empfiehlt sich übrigens die Musik wie beim Beitrag zu Celeste nebenbei zu hören. Ein Album gibt es nicht, weil sich Life is Strange bei vielen bekannten Musikstücken bedient, um entsprechende Emotionen zu wecken. Und das schaffen sie auch ganz hervorragend. Neben der Story wird das Spiel auch immer wieder für den Soundtrack gelobt. Natürlich gibt es hierfür eine Life is Strange-Playlist auf Spotify.

Life is Strange gehört zu den Spielen, welche mir seit 2015 nun permanent durch den Kopf gehen. Es ist eine Geschichte, welche währenddessen sehr stark zum nachdenken anregt und auch darüber hinaus durchaus ein Leben beeinflussen kann.

Die Story von Life is Strange

Um kurz die Story des Spiels anzureißen: Es handelt sich um ein Mädchen welche nach einigen Jahren wieder zurück in ihre Heimat zieht, um dort auf eine Kunstschule zu gehen – sie ist Fotografin. Wie amerikanische Schulen eben so sind (Zumindest laut den Medien), ist man nur cool, wenn man andere Schüler mobbt. Dementsprechend gehört Max Caulfield – die Protagonistin – nicht dazu. Dazu ist sie zu verträumt, ruhig und auch ein bisschen depressiv.

Das Spiel beginnt mit einer Szene im Klassenzimmer, in der sich ein paar scheinbar unwichtige, alltägliche Dinge ereignen. Als Max das Klassenzimmer verlässt und ins Bad geht, wird sie Zeuge von einer ziemlichen Tragödie, welche ihre alte Kindheitsfreundin Chloe Price betrifft. Ab hier wird es schräg für Max, denn unter Panik kann sie auf einmal die Zeit zurückdrehen. Und damit hat man dann auch schon die zentrale Gameplay-Mechanik von Life is Strange.

Life is Strange - Max Caulfield

Die Protagonistin von Life is Strange – Max Caulfield

Ab hier erlebt Max die ersten Szenen erneut und will einfach nur so schnell wie möglich zurück ins Badezimmer, um Chloe zu retten. Dass ihr das gelingt, ist nicht das Ende der Geschichte sondern erst der Anfang, denn ab hier wird ihr Leben ganz schön… sagen wir abgefahren. Ab da fällt immer wieder der Name Rachel Amber. Ein Mädchen, welches offenbar verschwunden ist und eine zentrale Rolle spielt, aber erst in der letzten Episode auftaucht.

Die Sache mit den Episoden

Ich habe die Episoden gerade bereits erwähnt. Denn Life is Strange ist wie eine Serie aufgebaut. Ein relativ beliebtes Mittel, wenn ein eigenständiges Entwicklerstudio eine Geschichte erzählen möchte, aber einfach nicht das Geld für das ganze Spiel hat. Hier hat man allerdings einen deutlich größeren Erfolg gehabt als erwartet und konnte die restlichen vier Episoden problemlos finanzieren.

Wie es bereits bei Serien üblich ist, enden diese Episoden mit einem Cliffhanger, um den Spieler dazu zu bringen auch die weiteren Episoden zu spielen. Nichts was ich kritisieren würde, im Gegenteil. Nichts ist großartiger als mit der gesamten Community nach einer erfolgreichen Staffel oder Folge einer Serie über eben diese zu diskutieren und so war es auch bei Life is Strange. Das Internet ist komplett darauf eingestiegen und es gab massenhaft Theorien, Diskussionen und Co. Genau dieser Umstand hat das Spiel mitunter so groß gemacht wie es heute ist.

Das Spiel das keiner wollte

Eine Geschichte zu Life is Strange, die ich immer wieder gerne rauskrame, weil sie einfach so absurd ist hat mit der Veröffentlichung zu tun. Denn diese wäre beinahe niemals zustande gekommen. Die Entwickler DONTNOT Entertainment hatten dieses Spiel in der Pipeline und brauchten einen Publisher. Wie schon erwähnt, die Sache mit den Episoden entsteht nicht selten aus Geldmangel und der war an der Stelle offensichtlich und ein Spiel fertigzustellen ist die eine Sache. Sie an den Mann zu bringen eine andere und hier kann ein Publisher teils unverzichtbar sein.

DONTNOT haben laut mehrerer Quellen massenhaft Publisher abgegrast und keiner wollte das Spiel. Für die meisten war die Idee zu langweilig. Andere wollten das Spiel, hatten aber andere Dinge nach der ersten Episode damit vor. Das für mich schlimmste war allerdings, dass nicht nur ein Publisher sagte, dass er das Spiel gerne vertreiben würde, aber nur wenn die Protagonistin ein Protagonist wird. Max Caulfield sollte keine junge Frau sein, sondern ein Typ.

Ein Publisher hingegen hat seitdem einen großen Stein bei mir im Brett, denn hier gab es keine offensichtlichen Bedingungen. Square Enix hat sich bereit erklärt Life is Strange zu publishen und alles konnte seinen Weg gehen. Hier gibt es allerdings ein nettes kleines Easter Egg, wenn man in Max‘ Haus den Fernseher auswählt.

Die anderen Publisher beißen sich nun hoffentlich in den Hintern. Denn das Spiel hat mit Before the Storm mittlerweile ein Prequel bekommen, welches die Story von Chloe etwas näher beleuchtet. Mit Life is Strange 2 gibt einen richtigen Nachfolger, in welchem allerdings Max und Chloe keine Rolle mehr spielen.

Dazu kommt nächstes Jahr noch ein Spiel, welches dem japanischen Publisher dann allerdings scheinbar doch zu heiß war – Tell me why. Hier ist einer der beiden Protagonisten ein Transgender-Mann und dieses Thema ist in Japan dann doch etwas heikler. Da Inklusion für Microsoft ein wichtiges Thema ist und DONTNOT und Microsoft sowieso schon eng zusammenarbeiten wird das Spiel nächstes Jahr von den neu geformten Xbox Game Studios (Ehemals Microsoft Studios) gepublisht.

Für alle, überall

Und weil das Spiel so zugänglich ist und eben auch durch das einfache Gameplay von jedem gespielt werden kann, gibt es Life is Strange mittlerweile auf so ziemlich jeder Plattform, auf welcher man es spielen könnte. Neben dem PC mit Windows, macOS und Linux, kann man das Spiel auch auf den beiden letzten Generationen der Xbox (Xbox 360 & Xbox One) oder PlayStation (PS3 & PS4) spielen. Damit man auch unterwegs nicht drauf verzichten muss, gibt es das Spiel natürlich auch für iPhone, iPad und Android. Fehlt eigentlich nur noch die Nintendo Switch.

Und da es so zugänglich wie möglich sein soll, ist die erste Episode komplett kostenlos. Man kauft also nicht die Katze im Sack, sondern weiß genau was man bekommt. Meist ist die zweite Episode nochmal etwas günstiger mit 0,99€ zu haben, weitere Episoden kosten dann je nach Plattform 3,99 – 5,99€. Wobei man auch alle Episoden zusammen kaufen kann und somit nur 7-10€ zahlt. Je nach Plattform halt. Meiner Meinung nach gut angelegtes Geld.

Übrigens: Auch wenn die Sprachausgabe ausschließlich auf Englisch ist, gibt es natürlich deutsche Untertitel. Im Gegensatz zu Her Story muss man hier also nicht darauf verzichten, wenn man kein Englisch kann. Wenn man über die Hintergründe der Entwicklung bescheid weiß, kann man sich auf jeden Fall vorstellen, warum das Geld für deutsche Sprecher nicht drin war. Die erste Episode hatte damals zum Release übrigens noch nicht einmal deutsche Untertitel, weil das einfach zu teuer war.

3 Kommentare

  1. Sehr gut beschrieben, danke.
    Ich kann die Stimmung und die Ausgangssituation der Protagonistin (yay, ich finde gut, dass es eine „sie“ ist) sehr gut nachvollziehen, bin ich doch auch meistens eher einer der ruhigen, verträumten und nicht selten einer der leicht depressiven Typen.
    Der Soundtrack tut sein übriges, ich bin sowieso sehr musikanfällig, was meine Stimmungen angeht, bzw andersherum.

    Da muss ich gestehen, dass ich zwar die Demo auf der XBox360 gespielt hatte, aber nie den Rest versucht hatte, obwohl mir der Start sehr gut gefiel – Zeitnot lässt grüßen. Mittlerweile hole ich das Ganze auf dem Smartphone nach, da ich es zeitlich eigentlich nur auf dem Arbeitsweg schaffe.
    Danke für die interessanten Hintergrundinfos!

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  2. Ich finde es großartig, dass nicht nur die Spiele beleuchtet werden, sondern auch die Hintergrundstory dem Leser, näher gebracht wird. So weiß man gleich worum es in dem Spiel geht und was es doch auch für Hürden gab, dass Spiel an den Mann zu bringen.

    Wieder hervorragend geschrieben, ich war mitten in der Story. Du beschreibst alles immer so schön und mit so viel Gefühl, das ich richtig Lust bekommen habe, das Spiel zu spielen.😃❤️💚👍

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