Games dieser Dekade – Tür 8: Sea of Thieves

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Sea of Thieves ist ein Spiel welches hier vermutlich keiner erwartet hat, der meine Begeisterung auf Twitter und Co dazu mitbekommen hat. Wie frühere Leser hier wissen, dass ich mich so sehr auf das Spiel gefreut habe, wie auf kaum ein Anderes. Was lediglich aus meinem 2018er Gaming-Beitrag ersichtlich wurde: Ich wurde hart enttäuscht.

Sea of Thieves

Doch das ist lediglich die Kurzfassung. Ich verbringe nicht 64 Stunden mit einem schlechten Spiel. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich die meiste Zeit wirklich viel Spaß mit dem Spiel oder konnte zumindest dabei entspannen. Es fehlten eigentlich nur wenige Dinge, die das Spiel problemlos mit der Kanone in meine Top 10 geschossen hätten. Darauf möchte ich in diesem Beitrag kurz eingehen.

Die Unterwältigung bei Release (…the Kraken!!!)

Ich habe den Fehler gemacht, den viele damals auch bei No Man’s Sky gemacht haben. Ich habe im Vorfeld zu viel über Sea of Thieves gelesen und somit auch Interviews von Entwicklern gelesen, welche Dinge besprechen, die sie gerne tun würden. Dass das nicht heißt, dass es auch wirklich getan wird oder implementiert werden kann, hätte ich eben genauso wissen sollen, wie es mir bei No Man’s Sky klar war. Doch bei Sea of Thieves fehlte zu Release so viel von dem, bei dem ich dachte es wäre dabei, dass die erste Begeisterung schnell einer Enttäuschung wich.

Ich hatte zwar Spaß, war aber auf eine sehr starke Weise unterwältigt. Das merkte man auch damals schnell auf Twitch, als meine Frau und ich es dort spielten. Schließlich starteten wir unseren Twitch-Kanal damals aufgrund von Sea of Thieves. Irgendwann gab es einen sehr ernüchternden Stream, als der Megalodon (der große Hai) implementiert wurde und einfach absolut nichts funktioniert hat. Das war das letzte Mal, dass ich sie dazu überreden konnte, mit mir zusammen zu spielen.

Leider tat sich auch in Sachen Stabilität bei Sea of Thieves nicht viel. Das war der mit Abstand frustrierendste Teil des gesamten Spiels. Wir dürften jeden Fehler mitgemacht haben, der einen aus dem Spiel schmeißt und einen lustigen Bartnamen hat. Ich verfluche dich Almondbeard!

Sea of Thieves – Die Aussicht ist einzigartig

Nicht allzu selten hat man einfach nur aufs wunderschöne Wasser gestarrt und war hypnotisiert… Und krachte dann auch gerne mal gegen einen Felsen.

Alleine nicht viel los

Sea of Thieves ist ein Online-Multiplayerspiel. Das war mir von Anfang an klar, aber auch hier habe ich auf die Entwickler-Aussagen vertraut, dass man es auch alleine spielen kann und nichts verpassen wird. Es wird einfach nur schwerer – und zu Beginn stimmte es auch. Alleine konnte man an sich alles machen… Naja mit einer vollbesetzten Galeone sollte man sich vielleicht nicht anlegen, glaubt mir ich hab’s probiert.

Mit jedem weiteren Update wurde dann aber klar, die Entwickler Rare wollen daraus unbedingt eine Community-Erfahrung machen. Bereits das erste große Event zum Megalodon konnte man in keinster Weise mehr alleine spielen. Man brauchte nicht nur andere Spieler in seiner eigenen Crew, sondern musste mit anderen zusammen spielen. Das Problem? Es gibt keinen Text-Chat auf der Xbox und man ist generell erstmal mit jedem verfeindet. Ergo: Man hat versucht mit anderen Spielern friedlich in Kontakt zu treten und das eigene Schiff wurde versenkt.

Die Mechaniken hierzu haben sich etwas gebessert, so kann man von der Ferne aus bereits durch eine entsprechend gehisste Flagge sehen, ob das andere Schiff an einem Bündnis interessiert ist. Das hilft nur leider nicht, wenn man lieber als einsamer Pirat durch die Gegend segeln möchte, weil die raue See (in dem Fall die ganzen Bugs) das wichtigste Crew-Mitglied vom Piratenleben vertrieben hat.

Es folgten diverse Events, bei denen von Anfang an gesagt wurde, es ist unmöglich sie alleine zu schaffen und nachdem ich dann eine Weile morgens vor der Arbeit immer alleine gesegelt bin, hatte ich irgendwann einfach kein Interesse mehr. Es kam so, dass immer mehr Inhalte nur noch für 2-4 Leute spielbar waren und das hat dem Ganzen für mich den Todestoß gesetzt.

Sea of Thieves - Sonnenuntergang

Alleine blieben einem abends zumindest die wunderschönen Sonnenuntergänge

Sea of Thieves ist dennoch eine Meisterleistung

Nur weil ich lieber alleine spiele, bzw. mir einfach die Crew für eine volle Mannschaft fehlt, ist Sea of Thieves aber keineswegs schlecht. Ebenso wurde die größte Kritik am Spiel längst behoben – es gab schlichtweg nicht viel zu tun. Sea of Thieves ist in vielerlei Hinsicht eines der besten Spiele der letzten Jahre und definitiv eine herausragende Leistung für diese Dekade, bei welcher ich wünschte, ich hätte nochmal deutlich mehr als 64 Stunden damit verbringen können.

Von der Technik hinter Sea of Thieves, zur Spielidee bis zum gesamten Gameplay ist Sea of Thieves einzigartig. Alleine schon die Mechanik um das Schiff zu steuern ist eigentlich komplett irrsinnig für ein Spiel, aber es funktioniert. Man steuert eben nicht einfach mit links und rechts ein Schiff durch die Gegend, sondern muss das Segel separat setzen, indem man hinläuft. Man muss den Anker lichten, indem man hinläuft und man muss das Schiff am Steuerrad steuern und permanent drauf achten, dass der Kurs gehalten wird.

Während man diese Dinge tut, kann man eben nichts anderes tun. Setzt man die Segel und hat den Anker bereits oben, fährt das Schiff halt los. Steuert man derweil auf einen Felsen zu, muss man erst zum Steuerrad und hoffen, dass man es noch rechtzeitig rumreißen kann. Wobei sich hier eine Schaluppe für zwei Personen deutlich schneller wenden lässt als eine Galeone für vier Personen. Diese Limitierung macht so viel aus und erzeugt so viele einprägsame Momente, dass ich bis heute immer wieder dran denke, dass ich das Spiel gerne wieder spielen würde.

Sea of Thieves - Rätselkarte

Die Rätselschatzkarten von Sea of Thieves haben meist sehr viel Spaß gemacht

Das beste Piratenspiel

Ich hoffe bis heute drauf, dass ich irgendwann eine Crew finde, die das Spiel ebenso liebt, wie ich und einen alten Piraten im Ruhestand mitnehmen würde. Aber sowas zu finden ist als introvertierter Mensch, der eigentlich gar keine neuen Kontakte pflegen möchte, ein Ding der Unmöglichkeit. Und das ist definitiv nicht der Fehler von Sea of Thieves. Dessen Fehler ist es nur, dass man trotz der geschürten Erwartungen und der immer wieder wiederholten Zusicherungen, das Spiel nicht mehr sinnvoll alleine spielen kann.

Für mich ist Sea of Thieves definitiv das beste Piratenspiel, welches es derzeit auf dem Markt gibt. Es ist mutig, es ist wunderschön, es ist einzigartig und mit der richtigen Crew macht es enorm Spaß. Wenn ich mir vorstelle, dass es ein solches Spiel gebe und ich die fehlenden Crew-Mitglieder durch computergesteuerte Kameraden ergänzen könnte, würde ich vermutlich jede freie Minute auf hoher See verbringen und versuchen jeden noch so kleinen Winkel zu entdecken und jeden Schatz zu sichern.

Mein größter Kritikpunkt bleibt aber vermutlich, dass jeder Spielstart von fast null beginnt. Man muss sein Schiff neu dekorieren. Man hat alles verloren, was man in der letzten Runde hatte und nicht zu Gold gemacht hat und man startet immer an einem zufälligen Hafen. Das kostet alles unnötig viel Zeit und könnte so einfach behoben werden. Vielleicht passiert das irgendwann ja mal. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, nochmal 64 Stunden in das Spiel stecken zu können.

Übrigens: Natürlich ist Sea of Thieves im Game Pass am PC und der Xbox One. Und da wird es auch niemals rausfallen.

3 Kommentare

  1. Aww man :(
    Hätte ich die Zeit (und die Hardware, *hust*), ich würde gerne mit dir die See erkunden. Einfach rein ins Abenteuer und neugierig sein statt Deathmatch in der Badewanne zu spielen und die Oberkante des persönlichen Stresslevels ausreizen.
    Wir haben AvP2 im Clan damals auch „etwas anders“ gespielt, nicht nur hau-drauf und jeder gegen jeden, sondern eher so, wie es die Filme und deren Atmosphäre vorgemacht hatten. Das war ne wirklich tolle Zeit und ich denke, ich verstehe dich hier sehr gut.

    Ich habe deine Euphorie zu Beginn von SoT miterlebt, im Livestream und hier & ja, relativ schnell wurde es auch wieder recht ruhig darum, wenn ich mich richtig erinnere. Dass es theoretisch ein wahnsinnig gutes Spiel ist, das war mir eigentlich von Anfang an klar. Und dass es plattformübergreifend gespielt werden kann – Wahnsinn. Natürlich leidet darunter dann aber auch das Gleichgewicht und ich vermute, dass man das auch zu spüren bekommt. Und wie es online nun mal ist, einige sehen das immer als Freibrief für Stress anzetteln, ist ja Wurscht, hinter meinem Avatar erkennt mich ja eh niemand.

    Ein sehr schöner, offener und ehrlicher Bericht, danke.

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    • Die Sache mit dem Balancing ist tatsächlich nicht mehr das größte Problem. Die haben Entwickler selbst erkannt, dass es nicht so sinnvoll ist, bei einem kompetitiven Spiel, bei dem man auch einfach mal Arschloch sein kann, präzise und schnelle Eingabegeräte gegen Casual-Hardware antreten zu lassen. Mittlerweile kann man also vor dem Start angeben, ob man nur mit Personen zusammenspielen möchte, die einen Controller nutzen oder ob es einem egal ist und Maus und Tastatur auch vollkommen ok ist.

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  2. Ja, ich fand und finde das Spiel, Sea of Thieves, auch einzigartig und einfach wunderschön anzusehen. Habe es sehr genossen euch auf Twitch, beim streamen zuzusehen.

    Daher verstehe ich deine tiefe Enttäuschung, dass es einfach nicht alleine spielbar ist. Es wäre wirklich von den Entwicklern des Spieles großartig, wenn sie eben, computergesteuerte Mitspieler im Spiel integrieren würden und man nicht gezwungen wird mit anderen Spielern, die man nicht mal kennt, zu spielen.

    Was natürlich für mich persönlich frustrierend wäre und auch ist, wenn man das Schiff komplett hat und es dann plötzlich sinkt, weil es versenkt wurde oder gegen ein Riff geknallt ist, das man dann alles verliert und noch mal ganz von vorne anfange muss.

    Aber nun verstehe ich es durch deinen Beitrag viel besser, warum du es letztendlich aufgegeben hast, dass Spiel weiterzuspielen. 🤗❤️💚

    Sehr schade, dass die Spieleentwickler, da nicht mitgedacht haben.

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