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Doofer Name, gutes Spiel. Nein, ich bin nicht auf der Tastatur eingeschlafen. Das Spiel um das es hier geht, heißt tatsächlich so. Es bezeichnet die Dimension, in der ein Captain und seine Crew gestrandet sind und jetzt irgendwie wieder herausmüssen. Hierzu müssen die verschollenen Crewmitglieder allerdings eingesammelt werden. Klingt nicht wirklich aufregend — ist es auch nicht. Muss es aber auch nicht sein. Das Kernstück des Spiels ist das Gameplay, dass an alte Tugenden anknüpft und einfach nur verdammt schwer ist. Unsere Figur kann nicht springen, sondern durch eine Actiontaste, namensgebend die Taste V (oder eine Auswahl anderer Tasten), die Schwerkaft umdrehen und somit an der Decke landen und entlanglaufen, bis die Taste wieder gedrückt wird.
Grafisch wird das ganze absolut minimalistisch präsentiert. Was will man auch von einem Spiel erwarten, dessen Ladescreen aussieht wie der eines alt ehrwürdigen C64? Das ganze Spiel ist ein Kniefall an die gute, alte Zeit. Ebenso ertönt wunderbarste Chiptune Musik dabei aus den Boxen. Zugegeben, man muss sowas natürlich mögen, dann entwickelt das Spiel seinen ganz eigenen Charme. Die Geschichte wird nur durch kleine Texteinblendungen bei den Crewmitgliedern erzählt und trotz allem freut man sich wie ein kleines Kind, wenn alle verschiedenfarbigen Kollegen das Wort “Captain!!!” in ebenso bunter Farbe präsentiert über ihren Köpfen schweben haben.
Nicht nur grafisch orientiert sich das Spiel an längst vergessenen Tagen, auch der bereits erwähnte Schwierigkeitsgrad lässt einen manchmal gerne in die Tastatur beißen. Eben so wie früher. Heute wird man von einer Scriptsequenz zur nächsten Geschickt, erlebt mehr einen interaktiven Film als eine Herausforderung. Es war damals Alltag eines Spielers. Bestimmte Stellen immer und immer wieder, bis man es geschafft hat. Aber man war nicht frustriert. Man hat es versucht und irgendwann geschafft. Und man war stolz auf sich! Ich merke es heute doch selbst, wie verwöhnt man ist. Ist man irgendwo gescheitert und womöglich ist der letzte Checkpoint weiter weg, gebe ich oftmals auch nach wenigen Versuchen auf. Hätte es früher nicht gegeben. Und genau diesen Geist weckt auch VVVVVV in einem wieder zum Leben! “Ähnlich wie in “Super Meat Boy” kommt dieses “Nur noch diesen Bildschirm! Einmal versuch ich’s noch!”- Gefühl hoch. Wenn die Spielfigur zum 346. Mal (nicht übertrieben!) an einer dämlichen Stachelwand hängt und das Pixelgesicht verzieht, will man trotzdem weitermachen. Das Spiel bietet hierzu eine unendliche Anzahl an Leben, die Tode werden jedoch für die Statistik mitgeschrieben. An den kniffligsten Stellen stirbt man im Sekundentakt.
Wer es noch härter will, macht sich auf die Suche nach den “Shiny Trinkets” die im Spiel versteckt sind. Glänzende (nunja, grau verpixelte) Scheiben, die man einsammeln kann um zusätzliche Musikstücke freizuschalten. Diese sind besonders fies durch Stacheln und Gegner bewacht, aber wenn man ein Trinket ergattern kann, ist man umso glücklicher. Einfach nur, weil man es geschafft hat. Das ganze frustriert aber zu keiner Zeit. Wenn man einen Fehler macht, ist man selbst schuld und muss es das nächste mal einfach besser machen. An manchen Stellen muss man über mehrere Bildschirme laufende Hüpfpassagen milimetergenau ausführen. Was zuerst unmöglich aussieht, wird von einem Versuch zum nächsten einfacher, wenn man lernfähig ist.
Die (geniale) Uraltgrafik zusammen mit ohrwurmträchtiger Chiptune-Musik, gepaart mit einem Gameplay, dass es heute so nicht mehr gibt, aber dennoch motivierend ist, lässt einen eine wunderbare und fordernde Zeitreise antreten.
Wertung: 8/10
Weitere Info: Gameplay | Steam | gog.com | Soundtrack