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Death’s Door startet mit dem ersten Arbeitstag. Du kommst mit dem Bus an der Endstation an und steigst aus. Alles wirkt ein wenig trist, aber du bist schließlich auch nervös. Neue Umgebung, neue Firma, neue Tätigkeit und dann auch noch so eine aufregende. Du bist Schnitter und sammelst die Seelen von Toten ein.
Dass sich das Spiel Death’s Door um den Tod dreht, ist bereits am Namen sehr deutlich erkennbar. Die Tür des Todes. Allerdings spielt man nicht den Tod selbst, denn von diesem ist weit und breit keine Spur. Man spielt eine kleine Krähe, die für mich als Berliner einen extra Herzpunkt erhält, weil es eine Nebelkrähe ist, die hier überall zu finden sind.
Schnitter zu sein wirkt wie ein trister Bürojob, wenn man sich die Umgebung so anschaut. Generell ist im Büro nicht viel los. Aber nunja, dann erstmal zum Vorgesetzten. Einarbeitung? Pustekuchen, es gibt direkt den ersten Auftrag, der zugleich auch das Tutorial ist. Man soll eine Riesenseele einsammeln. Der Clou? Das Wesen, welches dieser Seele eine Hülle bietet ist noch gar nicht tot.
Death’s Door legt direkt richtig los
Der erste Kampf im Spiel ist direkt ein Bosskampf. Nicht diese obligatorischen Bosskämpfe, welche als Tutorial dienen, in denen einem nichts passieren kann, nein ein richtiger Bosskampf. Man kann den Kampf verlieren und muss dann halt nochmal ran. Das ist aber auch direkt die erste wichtige Lektion im Spiel: Du wirst besiegt. Oft. Sehr oft sogar und das ist auch nicht schlimm. Der Tod hat in dem Spiel für die kleine Nebelkrähe keine Konsequenzen, man behält alle Seelen (Skillpunkte) und das einzige was passiert ist, dass die Gegner wieder da sind.
Das ist gut und macht es weit weniger frustrierend einen Kampf auch mal nicht zu schaffen, als es bei Rogue Likes oder Souls Likes zum Beispiel der Fall ist. Beides sind Genres, an die man schnell denken kann, wenn man Death’s Door spielt, aber eigentlich hat es damit wenig zu tun. Es ist ein klassisches isometrisches Action Adventure und macht genau das auch unfassbar gut.
Nachträglich ein GOTY
Ich kam zu Death’s Door erst dieses Jahr. Dass es auf einmal im Xbox Game Pass war, half natürlich sehr bei der Entscheidung das Spiel mal nebenbei zu spielen. Dass es laut How Long to Beat nur 8-14 Stunden lang ist, je nachdem wie man spielt, war dann auch der ausschlaggebende Punkt. Lange Spiele gibt es zuhauf, aber mehr als eines davon möchte ich nur ungern zeitgleich spielen. Irgendwann verlieren diese Spiele mich, wenn ich mal eine Weile keine Zeit zum spielen habe und das Erfolgserlebnis etwas geschafft zu haben, lässt natürlich lange auf sich warten.
Dass Death’s Door bereits 2021 erschienen ist, macht es natürlich zu einem hervorragenden Kandidaten für ein Game of the Year (GOTY) also mein persönliches Spiel des Jahres. Diesen Titel hat sich das Spiel zweifelsohne nachträglich gesichert, denn es ist das mit Abstand beste Spiel aus 2021, welches ich gespielt habe.
Fordernd aber fair
Dass man oft sterben wird, hatte ich ja schon erwähnt. Das liegt an den durchaus fordernden Kämpfen, manchmal aber auch an der eigenen Schusseligkeit. Letzteres räume ich mal direkt aus dem Weg: Es gibt Kampfareale, bei denen man runterfallen kann. Dadurch verliert man einen Lebenspunkt und von diesen hat man nur wenige. Vier zu Beginn und sechs, wenn man alle geheimen Schreine findet.
Heilen kann man sich in Death’s Door nur an dafür vorgesehenen Plätzen und diese muss man auch erst freischalten durch Samen, welche man unterwegs findet. Wann und ob man sie pflanzt ist einem allerdings selbst überlassen, so hab ich es immer dann gemacht, wenn ich einen dafür vorgesehenen Blumentopf gefunden habe.
Das wurde mir gegen Ende etwas zum Verhängnis, weil ich unterwegs nicht alle Samen gefunden habe und somit am Ende nicht genug hatte, um ihn in einen wichtigen Blumentopf zu pflanzen. Das ist kein Gamebreaker, aber ich musste deswegen ab und an eine Weile zurücklaufen, wenn ich mich in den Kämpfen vor einem Boss ungeschickt angestellt habe.
Die Kämpfe selbst sind oft fordernd. Das Kanonenfutter, welches unterwegs rumläuft, geht noch voll klar. Aber sobald man in ein Areal kommt, welches immer wieder Gegner nachspawnt kann das Ganze schon mal ziemlich anstrengend sein. Aber durchweg positiv. Mein Puls war zwischendurch auf über 130 aber die Erleichterung und der Endorphin-Schub den man bekommt, wenn man es endlich geschafft hat, ist einfach unvergleichlich gewesen. So müssen sich Menschen fühlen, die Dark Souls spielen und darin auch noch gut sind.
Liebevolles Design von Anfang bis Ende
Aber gutes Gameplay macht noch kein GOTY. Dazu gehört noch ein bisschen mehr und wer hier bereits ein bisschen mitliest weiß, wie viel ein Soundtrack für mich bei einem Spiel ausmachen kann. Der Soundtrack von Death’s Door erinnerte mich die ganze Zeit an mein GOTY von 2018 – Moonlighter. Das ist auch kein Wunder, denn David Fenn ist hier auch wieder für den Soundtrack (Soundtrack auf Apple Music & Spotify) verantwortlich.
Aber ganz offensichtlich ist er nicht nur ein hervorragender Musiker, sondern hat bei Spielen auch einen außergewöhnlich guten Riecher, denn: Er hat nicht nur den Soundtrack gemacht, sondern das Spiel. Natürlich nicht komplett alleine, aber es ist sein Spiel und somit konnte er natürlich Spiel, Sound und Musik perfekt aufeinander abstimmen.
Die unfassbar liebevolle Optik von Death’s Door macht hier nicht weniger her, als der Rest. In dem Spiel stimmt für mich ehrlich gesagt einfach alles. Die Optik trägt die Musik, die Musik die Optik und während man sich an beidem erfreut hat man ein wundervoll ausbalanciertes Gameplay, welches mir zu keiner Sekunde negativ auffiel.
Klar gab es den ein oder anderen Kampf, bei dem ich kurz die Schnauze voll hatte und das Spiel pausierte, aber diese Kämpfe habe ich nach der Pause dann auch direkt beim ersten Mal geschafft. Positiv auch: Es gibt zwar Rätsel, aber diese sind weder frustrierend noch so abstrakt, dass man ohne Hilfe aus dem Internet nicht weiter kommt.
Kaum Accessibility-Features
Ein großer Kritikpunkt für mich ist allerdings, dass die Accessibility-Features von Death’s Door durchaus sehr spärlich sind. So kann man ein paar visuelle Effekte deaktivieren, die einzelne Personen triggern oder nerven könnten, aber die wichtigste Option fehlt: Der Schwierigkeitsgrad.
Ja ich weiß, Vision der Entwickler:innen und so, aber das ist 2022 einfach kein Argument mehr. Celeste ist auch ein brutal schweres Spiel, hat dennoch verschiedene Level der Accessibility-Hilfen um jeder Person zu ermöglichen das Spiel durchzuspielen. Das hätte ich mir hier auch gewünscht.
Klar hätte ich dann das ein oder andere Mal auch weniger Erleichterung und Extase nach einem schweren Kampf gehabt, aber zwei negative Erinnerungen wären halt schlichtweg auch einfach weniger in meinem Kopf. Und ich denke wir alle sind uns einig, dass negative Erfahrungen immer einen größeren Eindruck hinterlassen als Positive.
Death’s Door wäre in meinen Augen durchaus nahe an der Perfektion, wenn man hier an Menschen denken würde, die eventuell körperlich nicht mehr ganz so fit sind oder einfach noch nicht so viele Jahre Spieleerfahrung haben.
Fazit zu Death’s Door
Nichtsdestotrotz ist das Spiel fantastisch. 2022 war es das erste Spiel, welches ich beendet habe und seit diversen Monaten auch mit Abstand das beste Spiel. 2022 war sicherlich ein gutes Spielejahr, aber ich habe bei Weitem nicht alles durchgespielt, was in dem Jahr rauskam. Death’s Door ist aber nicht nur für mich das beste Spiel aus diesem Jahr, sondern ich lese von unfassbar vielen Menschen, wie gut dieses Spiel ist.
Ich kann das Spiel also auf jeden Fall jeder Person empfehlen, die ein Mindestmaß an Frusttoleranz haben und eine wunderschöne Präsentation zu schätzen wissen. Im Endeffekt erinnert mich Death’s Door sehr stark an die isometrischen Zelda-Teile. Allerdings hat man hier definitiv nur die positiven Aspekte herausgenommen und ein gutes Kampfsystem dazu gepackt.
Death’s Door ist auf allen relevanten Plattformen verfügbar und wie auch erwähnt aktuell im Game Pass sowohl auf der Xbox Series X und Xbox One als auch am PC spielbar, wenn man ein aktives Abo hat.
Vielen Dank für deine gute Vorstellung von Death’s Door :) Ich hatte das Spiel tatsächlich schon ein paar Mal auf dem Radar (was hauptsächlich den coolen Krähen geschuldet ist), konnte mich aber nie durchringen, es zu kaufen. Jetzt mit dem Game Pass sieht das natürlich schon wieder ganz anders aus. So sehr ich Abo’s abgeneigt bin, der Pass lädt doch sehr dazu ein, mal Neues und Unbekanntes zu testen.
Dass der Schwierigkeitsgrad bei Death’s Door fordernd ist, kann ich dem Spiel und den Entwicklern nicht verübeln. Die von dir kritisierte, kaum vorhandene Accessibility aber schon. Das machen andere Spiele mittlerweile deutlich besser. Da es sich bei Acid Nerve aber scheinbar um ein zweiköpfiges Indie-Entwicklerteam handelt, wie ich gerade gelesen habe, kann man sich bestimmt darüber streiten, was für Möglichkeiten man von diesem Spiel erwartet. Vielleicht reichen sie ja auch ein Update dafür nach, das wäre wirklich wünschenswert.
Zurück zum fordernden Schwierigkeitsgrad: Ich bin eigentlich schon länger eher der, der im Spiel Entspannung mit einer tollen Story und wenig Ärger sucht, also mal sehen, ob ich und die Tür des Todes da überein kommen. Aber einen näheren Blick ist es allemal wert, jetzt hast du mich neugierig gemacht ;)