Gamecheck: watch_dogs

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Hack the planet.. äähm…the city! — watch_dogs, eigentlich für November 2013 geplant, hat es endlich in die Händlerregale geschafft. In Chicago wird die Stadt vom ctOS gesteuert, einem Computernetzwerk in privater Hand, welches die komplette Infrastruktur wartet und überwacht. Aus dieser Ausgangssituation kann nichts Gutes entstehen, dennoch ist sie nur Mittel zum Zweck. Aiden Pearce ist Hacker und nutzt die totale Vernetzung zu seinem Vorteil. Bankkonten und Daten aller Art sind seine Beute. Aber es kommt wie es kommen muss, eines Tages geht ein Auftrag schief. Wie Pearce schnell feststellen muss, ist er an die falschen Leute geraten, wofür jedoch nicht er, sondern seine Familie bluten muss. Zerfressen von Schuldgefühlen will er die Verantwortlichen ausfindig machen…

Die Polizei, dein Freund und Helfer.

Die Polizei, dein Freund und Helfer.

Ja, viel mehr Story gibt watch_dogs tatsächlich nicht her. Wie die Geschichte bleiben leider auch viele Charaktere im Verlauf der Kampagne recht oberflächlich, genau wie Aiden Pearce selbst. Dagegen steht jedoch die große Stadt Chicago, die einem nach einer kurzen Einführung komplett offen steht. Hier drängt sich natürlich der Vergleich mit dem Open World-Primus GTA5 auf, den watch_dogs jedoch bestehen kann. Und zwar auf seine eigene Weise. Das Chicago von Ubisoft bietet nicht die Wärme eines sonnigen und detailverliebten Los Santos, stellt jedoch eine realistische Stadt dar, die dem Setting definitiv gerecht wird. Auch hier kann man den Bewohnern bei ihrem Tagwerk zusehen oder es passieren Unfälle und Verbrechen ohne das eigene Zutun. Die Stadt lebt definitiv, das ist alles, was zählt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Möglichkeit, jeden Passanten mit dem eigenen Smartphone zu beschatten. So können Daten wie Name, Beruf, Einkommen, aber auch Auffälligkeiten abgerufen werden. Im Vorbeigehen werden so auch die manchmal lustigen, bizarren, aber auch einfach nur langweiligen Gespräche oder SMS der Menschen mitgelesen.

Ubisoft hat für das Gameplay die altbewährten Elemente aus Assassins Creed und Far Cry 3 in einen Topf geworfen und neu umgerührt. Leider schmeckt das Ergebnis nicht so gut, wie man es im Vorfeld erwartet hat. Das Abklappern der sich immer wiederholenden Nebenmissionen auf der großen Map wird irgendwann zur reinen Fleißarbeit und hat man erst die Aufgabenstellung durchschaut, kann dem ein oder anderen dabei ein bisschen langweilig werden. Man hat ständig das Gefühl, das ganze irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Statt auf einen hohen Kirchturm klettert man hier eben auf eine ctOS-Kontrollstation. Assassins Creed lässt eben mehr als einmal grüßen. Das mag alles nicht schlecht sein, jedoch fehlt das gewisse Etwas. Eben dieses Etwas sollte laut Ubisoft das Hacking sein. Zu Beginn macht es auch noch Spaß, bei Verfolgungsjagden die Ampeln umzuschalten oder Brücken hochzufahren, jedoch nutzt sich dieses Element viel zu schnell ab und wird zur gefürchteten 1-Knopf-Routine. Lässt man sich auf das Spiel ein, wird man dennoch prächtig unterhalten, zumal die Hacking-Thematik interessant und noch nicht durchgekaut erscheint.

Heisenberg.

Heisenberg.

Aber gerade dieses Thema wird nicht weit genug geführt. In Zeiten, in denen Massenüberwachung allgegenwärtig ist, schafft das Spiel es leider nicht, eine richtige Bedrohungslage darzustellen. Dies liegt meistens daran, dass man ja selbst die Zügel (und somit das Smartphone) in der Hand hat und eben auf der spionierenden Seite steht. Man selbst hat die Macht. Hier kann diesbezüglich leider keine Spannung aufkommen und es wurde massiv Potenzial verschenkt.

Technisch ist watch_dogs vorne mit dabei. Klar, es sieht nicht so verdammt gut aus, wie im damaligen Vorstellungsvideo, hat aber einen sehr realistischen Look und manch eine Szene könnte wirklich von einem Foto stammen. Kurioserweise muss man sagen: Je schlechter das Wetter im Spiel desto besser ist die Grafik. Wenn sich des Nachts bei Regen die Neonlichter der Stadt auf der nassen Straße spiegeln, sieht das einfach nur fantastisch aus. Leider gibt es aktuell noch Performanceprobleme. So kommen auch hochgezüchtete Rechner besonders bei schnellen Fahrpassagen ins Stocken, was an nachladenden Texturen und Assets liegt. Ein Patch ist jedoch laut Ubisoft in Vorbereitung.

Watch_dogs ist ein gutes Spiel. Aber eben auch nur das. Nach über sechs Monaten Verspätung fehlt dem Titel leider genau der Feinschliff, den die Entwickler dem Spiel noch mitgeben wollten. Da die bisherigen Verkaufszahlen einen Nachfolger garantieren, darf man gespannt sein, was Ubisoft aus diesem machen wird.

Wertung: 7/10

Weitere Info: Homepage | Steam | MMOGA

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