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Twitter ist von allen sozialen Netzwerken meine erste Wahl. Warum? Weil es familiär ist. Weil die Menschen hinter den Accounts echt sind und weil die Reaktionen schnell sind. Vor Allem aber: Weil ich bestimmen kann, was ich in meiner Timeline sehe. Ich kann bestimmen, wer in meiner Timeline auftaucht. Ich kann bestimmen, wer Fremdinhalte in meine Timeline pustet. Doch das will Twitter jetzt zumindest zum Teil aufheben.
Einige haben es sicher mitbekommen, dass Twitter eine Funktion zu testen scheint, welche die Timeline mit Infos auffüllt, die man eigentlich nicht sehen will. Die Rede ist von Tweets, welche eure Follower favorisiert haben, welche dann in der Timeline angezeigt werden. Genau, die Favoriten werden laut ersten Berichten wie Retweets behandelt, das stimmt allerdings nur halb.
Richtig ist, dass Twitter favorisierte Tweets eurer Follower künftig in eurer Timeline anzeigen wird. Allerdings nicht alle Tweets, die einen Stern bekommen, sondern nur die bei denen Twitter meint, dass sie relevant sein könnten. Zusätzlich werden wohl neue Followings angezeigt. Ergo: Twitter wird ein bisschen mehr zu Facebook. In den neuen Profilen ist es ja mittlerweile so, dass beliebte Tweets eines Accounts hervorgehoben werden, indem sie größer dargestellt werden. Ebenso werden die neuesten Followings direkt im Profil angezeigt.
Genau das will Twitter jetzt auf die Timeline übertragen. Also an sich den Punkt »Entdecken« in die Timeline mit überführen. An sich ein logischer Schritt. Allerdings ist diese Vorgehensweise nicht das, weswegen ich Twitter verwende. In meiner eh schon extrem knapp bemessenen Zeit, will ich in einem Stream, den ich mir zusammen stelle auch nur das sehen, was ich abonniert habe. Was irgendwer jetzt favorisiert oder wer wem folgt, ist mir in erster Linie egal. Will ich das wissen, gibt es eine Unterseite dafür. Genauer heißt es in der Twitter-Hilfe zur Timeline:
Hinweis: Es können auch Inhalte von Accounts angezeigt werden, denen Du nicht folgst, wie etwa gesponserte Tweets, Retweets von Accounts, denen Du folgst, oder für Dich relevante Inhalte. Erfahre hier mehr über gesponserte Tweets und hier mehr über Retweets.
»…oder für Dich relevante Inhalte.« Ach? Was ist denn für mich relevant? Das möchte Twitter also künftig für mich entscheiden, so wie es Facebook seit längerem ja auch erfolglos versucht. Beiträge von meinem Bruder? Nope, sehe ich nie. Beiträge von Leuten, mit den ich viel schreibe? Ebenso Fehlanzeige. Beiträge von Leuten, die nur Müll posten? Jop, Bingo! Dazu noch jeder dritte Beitrag ein sponsored Post und neue Likes meiner Freunde. Yeey. Ohne Listen könnte ich Facebook nicht mehr nutzen.
So wird es dann vermutlich auch bei Twitter kommen. Schon jetzt nutze ich ab und an Listen, um bestimmte Accounts gesondert zu lesen, künftig wird das wohl das sein, was man machen muss, um Twitter richtig nutzen zu können. Schade eigentlich, dass Twitter hier weniger an die Nutzer denkt und mehr an das Geschäft.
Alternative Clients als Notrettung?
Daran, dass alternative Twitter-Clients und -Apps die Rettung in dem Fall sind, glaube ich nicht wirklich. Twitter ist schon seit sehr langer Zeit auf Kriegsfuß mit diesen und versucht sie so weit auszurotten wie nur möglich. Eine stark beschnittene API, ein Token Limit, welches Twitter-Apps ab einer gewissen Nutzerzahl — die im Vergleich lächerlich niedrig bei 100.000 liegt — nutzlos für neue Nutzer macht etc etc. Neue Funktionen, die Twitter einführt, sind in alternativen Clients einfach nicht möglich. Und wenn dann nur mit enormen Programmieraufwand, was aber eben auch nicht auf alles zutrifft, denn Foto-Versand in DMs lässt sich in keinem Fall nativ nachrüsten.
Es würde mich nicht wundern, wenn Twitter bereits an einer neuen API bastelt, welche noch mehr Restriktionen bietet und noch weniger Möglichkeiten zulässt, eine gute Twitter-App zu bauen. Alternativ wären mit einer neuen API alternative Clients dazu gezwungen, die gleichen Maßnahmen zu gehen, wie die offizielle App. Sprich: Werbung, irrelevante Inhalte in der Timeline, eine »Entdecken«-Spalte, nervige Benachrichtigungen zu Dingen, die nicht im Ansatz für mich relevant sind. So traurig das klingt, aber letzteres wäre mir sogar lieber.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wo Twitter uns noch hinbringen wird, denn letztendlich sind viele Neuerungen der letzten Monate bei Power-Usern nicht sonderlich beliebt. Aber offenbar hat Twitter hierauf auch gar keinen Fokus mehr, sondern eher auf die Casual User.
Mit der sträflich vernachlässigten Twitter-App für Windows Phone, die zwar keine Features vermissen lässt, aber auch keine der neuen nervigen Features bekommt, habe ich davor auf jeden Fall erstmal eine Weile meine Ruhe. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis Twitter erkennt, dass der Windows Phone Markt nicht mehr vernachlässigt werden sollte und auch hier die neuen Features einbindet.
via caschy
Ich hatte noch das Glück, dass ich die alte Version für Tweetdeck benutzen kann (die, wo man notfalls auch 500 Accounts gleichzeitig managen kann) und die nutze ich überwiegend am PC.
Da bleibe ich von den von dir genannten Neuerungen verschont, die mich gelegentlich in der Android-Twitterapp ein wenig nerven ^^.